in Puerto San Julian

Inzwischen sind wir in Puerto San Julian angekommen, einer kleinen aber sehr liebenswerten Hafenstadt, wo wir eine kleine Pause einlegen, da Camping sauber und billig ist (4 Euro pro Nacht) und das Dorf alle Annehmlichkeiten bietet.

Auf dem Weg hierher haben haben wir Gaiman besucht, einen Ort den walisische Siedler gegründet haben. So sah es dort auch aus, der Rasen ist sofort gepflegter und überhaupt, die Häuser sind hübscher. Der Argeninier an sich legt auf diese Dinge nicht allzu viel Wert. In Gaiman pflegt man die waliser Teekultur mit allerhand verschiedener Sorten Kuchen. Natürlich wollten wir auch in einem solchen „Casa de Té“ einkehren- doch leider war genau an dem Tag Volkzählung, sodass der Ort einer Geisterstadt glich, einfach alles war geschlossen. Und dann erzählt uns noch die Frau auf unserem Camplingplatz, dass der Ex-Präsident und Ehemann der jetzigen Präsidentin, Herr Kirchner unerwartet gestorben sei. Also auch noch Volkstrauer. Und kein Kuchen für uns. Wir machten uns dann auf den Weg in ein kleines Freiluftmuseum mit Fossilien, dessen Mann an der Kasse glücklicherweise von all dem nix mitgekriegt hatte und so ließ er uns rein und wir hatten den Park für uns. Es war sehr interessant, die einzelnen Erdschichten den einzelnen Epochen zuzuordnen und dann versteinerte Gürteltiere und 40 Millionen alte Wal- und Dinosaurier Knochen und Skelette zu sehen. Hier in Patagonien wird man Zeuge davon, wie sich die Welt im Laufe der Jahrmillion verändert hat, wo das Meer gewesen ist, wie die Berge entstanden sind, wie sich das Klima verändert hat. Da merkt man mal wieder, was für ein kleines Licht die Menschheit ist. Das ist uns auch in den versteinerten Wäldern klar geworden. Dort liegen versteinerte Baumstämme von Araucaria-Bäumen, das ist eine Fichte, wie es sie heute in klein auch noch in Nordargentinien gibt.

Diese Bäume sind zum Teil umgefallen und an Ort und Stelle versteinert- durch Vulkanasche und Regen. Diese Baumstämme sind bis zu drei Meter dick und mehrere Meter lang. Die sehen genauso aus wie Holz, enthalten aber nichts organisches Mehr. Unglaublich!! Unser neues Lieblingswort! Einfach unglaublich!

 

Nach unseren Ausflügen in die Erdgeschichte machten wir uns wieder auf den Weg an die Küste- und fanden dann doch noch an der Tankstelle die berühmte Torta Negra, den waliser Kuchen, für den wir eigentlich in Gaiman gewesen waren- ein Genuss!! eine Mischung aus Honigkuchen und Christstollen!!! Unbedingt muss ich ein Rezept finden!!! Leider haben wir die so schnell aufgegessen, dass wir selbst kein Foto davon machen konnten ;-( daher nur ein gegoogeltes....

Eines Abends steuerten wir eine Estancia an, um zu fragen, ob wir dort übernachten könnten. Hugo, der „Manager“ guckte zwar zunächst etwas verpeilt, hatte dann aber nichts dagegen- ganz im Gegenteil- gab uns den Schlüssel für das Tor und wir konnten mit dem Sprinter auf den Hof fahren. Wir kamen schnell ins Gespräch. Die Estancia ist das Zuhause von 7000 Schafen, auf die Hugo und sein Kollege aufpassen. Der Eigner lässt sich dort gar nicht blicken. Aus einem Reiseführer wussten wir, dass zur Estancia auch ein Küstenabschnitt mit Seelöwen gehört und wir wollen uns das natürlich anschauen. Zu Fuss sei es zu weit meinte Hugo, wir sollten doch mit dem Auto fahren, wozu wir aber keine Lust hatten. Da es aber angeblich nur vier Kilometer bis ans mehr sind, wollen wir auf jeden Fall am nächsten Tag laufen. Kommt nicht in die Tüte, sagte Hugo, wir können ja besser reiten. Gesagt -getan, am nächsten Morgen um acht hatte Hugo schon die Pferde für uns eingefangen und nach kurzer Einführung in den patagonischen-Gaucho-Reitstil (so geht’s rauf, so nach links, so nach rechts und so wieder runter) sassen wir auf unseren Pferden (übrigens ohne Namen, hier hat man eben ein anderes Verhältnis zu Pferden) und ritten, von den Hofhunden begleitet, durch die graue, kalte, nasse und windige Pampa. Und als mir langsam der Hintern wehtat, kam die Sonne raus, der Wind legte sich und es wurde ein richtig sonniger Tag.

Hugo genoss die Gesellschaft (was mich nicht verwundert, wenn man die Arbeitsbedingungen beachtet) bei der Arbeit und kontrollierte nebenbei die Wasserstellen für die Schafe. Irgendwann mittags erreichten wir einen unberührten malerischen Strand mit mehreren Seelöwen-Kolonien. Es war ein Traum von einem Bild. Auf dem Rückweg waren nicht nur wir müde, sondern auch die Pferde und hin und wieder war es ganz schön schwierig, sich im ungewohnten Sattel zu halten und dem Pferdchen mitzuteilen, was man eigentlich so von ihm will. Zügel hält man ja nur in einer Hand und die andere Hand benutzt man zum Arbeiten oder eben, um dem Pferd mit der Peitsche einen auf den Arsch zu hauen. Entsprechend zucken die Pferde, wenn man mal eine Hand hebt, selbst wenn man sich nur die Jacke zumachen will. Alles sehr ungewohnt....

Als wir dann- um 17.00 Uhr- wieder die Estancia erreichten, konnten wir kaum noch laufen, Ich war froh, überhaupt vom Pferd runterzukommen. Unsere Gesichter waren total verbrannt und wir waren müde und durstig aber überglücklich- Schließlich hatte ich meinen ersten selbstständigen Ausritt ohne Pannen überstanden und konnte zwischenzeitlich sogar mein Pferd zum Traben bringen :-) Als wir beim anschließenden Mate-Tee auf die Landkarte guckten, rafften wir auch, warum wir so kaputt waren: wir hatten ganze 30km auf den Rücken der Pferde zurückgelegt- Irgendwas mussten wir am Vortag falsch verstanden haben mit den vier Kilometern ;-) Dass wir es kaum geschafft haben, ins Bett zu klettern, dürfte nicht weiter verwunderlich sein.

 

 

Vorher haben wir allerdings mit Hugo noch zu Abend gegessen- Schafrippe mit Kartoffel-Eintopf, was wirklich köstlich war.

Am nächsten Morgen haben wir, um uns zu revanchieren, für ihn Apfelpfannkuchen gemacht, die er auch lecker fand. Der Abschied fiel uns schon ein bißchen schwer, so herzlich wie wir empfangen und behandelt wurden. Wir waren komplette Fremde, als wir ankamen und Freunde, als wir gingen. Außerdem waren wir beeindruckt von der Einfachheit des Lebens, das auf einer solchen Estancia geführt wird. Es gibt keinen Strom, keinen Komfort, aber die Arbeit ist eine Berufung und eine Leidenschaft, es berührt einen unweigerlich, wie glücklich und zufrieden die Menschen wirken und wie wenig sie dafür benötigen. Gerade wenn man aus einem so „überzivilisierten“ Lebensstil kommt wie wir. Das bringt einen wirklich auf den Boden der Tatsachen...

Bei Hugo haben wir auch gelernt, dass die Guanacos ganz köstlich schmecken und dass die Eier des patagonischen Steppenhuhns (Martineta) grün sind und ebenfalls köstlich. Wir bekommen super Guanaco-Schinken geschenkt und auch noch ein paar grüne Eier. Die werden demnächst erstmal in die Pfanne gehauen. Im Gegenzug lassen wir etwas Geld und einen ausrangierten Leatherman da, natürlich im leeren Eierkarton getarnt, weil er es sont nicht angenommen hätte....

Hier in Puerto San Julian wollten wir wieder eine Estancia aufsuchen, auf der es Höhlen mit alten Indianer-Wandbildern gibt. Dort muss man sich vorher anmelden und das taten wir auch brav-telefonisch. Es stellte sich heraus, dass die Eigentümerin hier im Dorf lebt und prinzipiell gern uns die Estancia zeigen würde, allerdings nicht von jetzt auf gleich. Am selben Abend besuchten wir sie, um die Details zu besprechen und ehe wir uns versahen, sassen wir in Bepas Wohnzimmer und diskutierten über Gott und die Welt. Sie kennt sich aus mit den alten Indianern hier, mit der Geschichte hier, es war sowas von interessant. Am Montag wollen wir gemeinsam mit Ihr auf die Estancia fahren, ca 150 km über Ripio ins Landesinnere.

Also verbringen wir das Wochenende hier im Dorf- wo gerade Jugend-Folklore Festival ist, was aber nur mittelmäßig interessant ist.

Spannend daran sind lediglich die Scharen übergewichtiger Argentinier- denn das sind die wirklich.... und wir sprechen nicht von ein paar Kilo zu viel auf den Hüften, sondern von Dimesionen, mit denen ein durchschnittlicher Plastikgartenstuhl Probleme bekommt.... zu den Argentiniern, den Essgewohnheiten und der Tierwelt dann das nächste Mal mehr :-)

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Kommentare: 3
  • #1

    Hafenharald (Donnerstag, 18 November 2010 21:05)

    Da mich glatt das Fernweh....

  • #2

    Manuel (Donnerstag, 12 Juli 2012 13:41)

    Good info bro

  • #3

    u=12347 (Sonntag, 21 April 2013 02:42)

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