Chilenisch Feuerland bis Torres del Paine

Nach einem ganzen Tag an der Tankstelle in Rio Grande, mit heißen Duschen und Internet und falschen Geburtstagsliedern ging die Einreise nach Chile am nächsten Tag sehr einfach, Nahrungsmittel gut versteckt, nur Kohl und Zwiebeln präsentiert und die durften wir dann auch noch behalten. Geht doch!

Die erste Nacht in Chile verbrachten wir am „Lago Blanco“ ganz alleine und sehr gemütlich mit selbst gebackenem Brot und Käsefondue und Weißwein. Als wir am nächsten unsere Sachen einsammeln wollten, fehlte allerdings die Weißweinflasche, in der noch ein Rest gewesen war. Wir suchen die gesamte Gegend ab, weil wir keinen Müll hinterlassen wollten, aber die Flasche blieb verschwunden. Wer oder Was sich die wohl geschnappt hat?! Irgendwie ein mulmiges Gefühl... Trotzdem genießen wir dort noch einen windstillen sonnigen Morgen mit Outdoor-Dusche und Kaffee im Freien, wer hätte geahnt, dass das Wetter uns anschließend nicht mehr so verwöhnen würde...

Naja, wir beschlossen, noch ein bißchen weiter nach Süden zu fahren, obwohl es die Straße in der Karte noch nicht gab und siehe da, eine sehr feine neue Straße durch die allerschönste Wald- und Berglandschaft. Leider weit und breit kein Plätzchen zum Übernachten.... als wir auf eine Baustelle am Straßenrand trafen, dessen Männer auch gleich auf die Straße geeilt kamen. Es stellte sich heraus, dass dem Bauherren, Ricardo die Gegend gehört und eine Lodge am See aufbauen will, und dass wir ohne Probleme übernachten durften. Ruck-Zuck bekamen wir eine Führung über die Baustelle (www.lodgedeseado.cl) mit anschließendem Kaffe und wurden dann später auch noch in sein Häußchen eingeladen, weil er und unbedingt noch auf der Karte ankreuzen wollte, was wir uns in Chile anschauen sollen. So verbrachten wir einen Abend mit Ricardo und Nicolás bei hervorragendem chilenischen Rotwein am warmen Ofen bei Kerzenlicht.

Das Aufstehen am nächsten Morgen fiel natürlich etwas schwerer als sonst, aber irgenwie sind wir dann doch aus dem Sprinter gekrochen, um zum Wasserfall zu wandern, den wir von unserem Übernachtungsplatz aus der Ferne bestaunt hatten. Zwar hatte man uns versichert, dass es einen markierten Pfad dorthin gäbe, aber den hatten wir schon nach wenigen Metern verloren. Aber, so´n Schiffbauer is ja nich blöd und weiß, dass man einfach nur dem Wasserlauf folgen muß, um an den Wasserfall zu kommen. Dass das alles andere als einfach war, Schlamm, Felsen, umgestürzte Bäume- tat allerdings der Freude an der Waldluft keinen Abbruch. Und die Ankunft am Fuße des Wasserfalls war die Mühe dann auch wert!

Eigentlich wollten wir am nächsten Tag noch weiter bis zum Ende der Straße, aber da heftiger Regen- und Schneefall einsetzte, der auch anhalten sollte, entschlossen wir uns, die Rückkehr aus dem Paradies anzutreten, um dem Sprinterli nicht über völlig aufgeweichte Straßen schieben zu müssen... und siehe da, die Straße über die Berge war tatsächlich schon gut rutschig und matschig und unsere Entscheidung richtig gewesen! So fahren wir bis Porvenir, einer von kroatischen Einwanderern geprägte kleine Stadt, die sich heute als Fischerdorf und Fähranleger verdient macht. Wir übernachteten am Hafen und hörten Radio- „Consultorio del Corazón“ (Sprechstunde des Herzens) und lachen uns kaputt (Bravo Liebe Sex und Zärtlichkeit übers Radio für alle Alterklassen)- allerdings ohne zu verstehen, ob es Verarschung oder Ernst ist. (Erst jetzt im Internet haben wir nachgeschaut http://www.corazon.cl/programa.asp?id=683603 und wissen: ERNST gemeint).

Dann aber hatten wir ob der Trostlosigkeit der kleinen Stadt doch keine Lust, noch einen Tag dort zu verbringen, um auf die Fähre nach Punta Arenas zu warten und so brachen wir wieder auf, um dieselbe Fähre aufs Festland zu nehmen, die uns auch schon nach Feuerland gebracht hatte. Das bedeutete zwar einen kleinen Umweg, aber besser unterwegs sein, als stumpfes Warten und am Abend schon waren wir in Punta Arenas, was uns auf Anhieb gut gefiel und so blieben wir drei sehr stürmischeTage dort (Parkplatz mit Meeresblick auf Segelyacht), bummelten durch Museen, schrieben Postkarten, kauften ein Zelt (unseres ist irgendwie in Moordorf liegen geblieben) hingen in Cafés ab, wo wir lernten, dass der Chilenische Präsident sich im Gästebuch Deutschlands wohl irgendwie „verschrieben“ hatte!? Die Kolumnen und Satiren hier waren voll davon und wir total amüsiert...Wera war dann noch mal kurz in der lokalen Klinik, weil sie dachte, sie hätte was im Auge, was sich aber als „patagonisches Syndrom“ herausstellte: Super Trockene Luft + Super starker Wind= Gefühl, was im Auge zu haben, sonst aber alles OK, nur lästig, nix Ernstes!!! Jaja, das war ein Erlebnis. So eine Bürokratie!!! Hätte sich nicht ein junger Arzt spontan Ihrer angenommen, würde Sie wahrscheinlich noch heute durch die Korridore irren, um Formular A zu Person X zu bringen um bei Y zu zahlen und Formular C zu bekommen...... und selbst der Arzt hatte sich verlaufen und wußte nicht auf Anhieb, was wo zu erledigen war, aber wenigstens kannte er die entsprechenden Personen und konnte sich vordrängeln und schnell durchfragen.... Jaja, man lernt ein Land kennen im Wartezimmer der Krankenhäuser....

Nach drei Tagen Stadt zog es uns dann aber doch wieder raus in die Natur, aber die Fahrt zu einer Pinguinera (wir wollten Küken sehen) stellte sich als vergebens heraus, weil der Eintritt sich im letzten Jahr verdoppelt hatte und wir nicht bereit waren 11 USD zu zahlen und es gab nicht einmal Küken... Dann also direkt Torres del Paine....dem berühmten Nationalpark im Süden Chiles.

Dort angekommen, verbringen wir den ersten Abend beim Lago Grey, wo der gleichnamige Gletscher Eisschollen über den See schickt, die dann an den Strand treiben. Wir hatten noch niemals vorher Eisberge gesehen und konnten uns nicht losreißen von diesem atemberaubenden blau glitzernden Anblick im Abendlicht. Friso hat dann auch gleich einen kleinen Eisblock eingesammelt, damit wir im Sprinterli ein angemessenes Havanna-Mixgetränk mit Millionen-Jahre-altem-Eis machen konnten- das hat auch hervorragend geschmeckt und so gut angeduselt sind wir dann auch tief und fest und schnell eingschlafen!

 

Entsprechend spät brachen wir erst am nächsten Mittag mit Sack und Pack auf, um eine Wanderung zum Zapato-Gletscher mit Übernachten zu machen. (Denn- das „Sich-Selbst-Verwöhnen“ mit gutem Essen und Trinken lässt langsam die Hosen kneifen und da müssen wir gegen an kämpfen! Es nützt ja alles nix! Und was liegt da näher, als in dieser herrlichen Natur zu wandern!?)

Alos, laut Wanderfürer eine „einfache“ Wanderung... wir kämpften uns aber eher fünf Stunden lang durch Wald und Wiesen und das bei Sturm und Regen. Aber: Es lohnt sich in Patagonien nicht, auf besseres Wetter zu warten, denn es kommt nicht :-) Ziemlich abgekämpft kamen wir um halb fünf am Campingplatz an, wo wir unser Zelt am Fluss aufbauten und gerade noch so unsere Spaghetti gekocht bekamen, bevor es aus Kübeln anfing zu giessen und die Sicht sich auf 50m reduzierte... Also sparten wir uns die Wanderung zum Aussichtspunkt- kein Gleterschli für uns.... Der folgende Tag fing ebenso an, sodass wir entschlossen, direkt zurück zu wandern, aber im Verlauf der Wanderung wurde das Wetter wunderschön und wir wurden mit den allerschönsten Ausblicken, Wasserfällen und den ersten Ansichten der „Torres del Paine“ belohnt und Friso fand auf dem Weg sogar ein altes Hufeisen!!!! Was für ein Glück!!! So kamen wir super glücklich und müde beim Sprinterli wieder an.

Danach ein Tag zum Ausruhen, wo wir zum ersten Mal den „echten patagonischen Wind“ zu spüren bekamen, der uns an einem Aussichtspunkt erfasste, sodass man sich nur noch auf den Boden werfen konnte um die „Sandstrahlung“ abzuwarten. Wera wäre tatsächlich fast weggeflogen, Friso konnte sich etwas besser halten. Wow!!!

Natürlich mussten wir auch zum Aussichtspunkt der Torres del Paine wandern und da wir etwas Respekt vor Steigung und Dauer hatten, nahmen wir direkt unser Zelt mit, um oben zu übernachten. Wir hatten sehr großes Glück und erreichten die Torres bei strahlendem Sonnenschein schneller als wir dachten und bei allerbester Aussicht....das soll angeblich sehr selten sein! So also verbrachten wir den Nikolaus-Tag....

Auf dem Zelplatz trafen wir am Abend unzählige Backpacker, die sich alle über die Größe unserer Abendessen-Portion wunderten :-) wir könnten allein schon nicht eine Woche wandern, weil wir nicht nur von Tütensuppen leben könnten, wir würden glatt verhungern;-) aber die waren alle gut drauf und es war ganz gesellig. Viele Israelis sind hier unterwegs, die alle nach ihrem Militärdienst ein Sabbatjahr einlegen, was wir von Avi erfuhren, den wir als Anhalter zur nächsten Busstation mitnahmen, als wir am Mittag wieder beim Sprinterli ankamen.

 

Die letzte Nacht im Nationalpark standen wir dann an der Laguna Azul, wo wir auf zwei Schweizer 4x4 Sprinter mit Edwin, Regula, Maria und Hans-Jörg trafen und mit denen wir einen sehr gemütlichen Abend und Morgen verbrachten. Die von „Exploryx“ ausgebauten Wohnaufbauten der Sprinter waren mit Abstand das Beste, was wir bisher so gesehen haben, und wenn wir mal „groß“ sind, wollen wir auch so einen haben ;-) Die hatten echt fast Yachtstandard!

Inzwischen sind wir in El Calafate, Argentinien angekommen, wo wir einen Campingplatz mit Internet, unzähligen anderen europäischen Womos und einer „Parilla“ (All-You-Can-Eat- Grill Restaurant) ein paar Tage verbringen werden, bevor wir uns in den Nationalpark „Los Glaciares“ (die Gletscher) begeben, wo wir wieder wandern wollen!!! Wir sitzen hier im Restaurant und gucken zu, wie die Parilla vorbereitet wird, die Lämmer reingetragen und die Würstchen ausgepackt werden und freuen uns auf den Abend, denn heute heißt es "Fleischeslust" -Friso kann es kaum abwarten!!!

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Exploryx (Dienstag, 21 Juni 2011 14:03)

    Wow, schönen Dank für das Kompliment - wir haben den Artikel leider erst jetzt entdeckt. Dafür gleich auf unserer facebook-Seite verlinkt (www.facebook.com/exploryx). Wenn du mal "groß" bist, freuen wir uns dich mal in Isny in unserem Werk begrüßen zu dürfen.
    Viele Grüße,
    dein Exploryx-Team

  • #2

    Centrifugal Juicer (Freitag, 19 April 2013 08:02)

    This post was in fact exactly what I was in search of!