Temuco...die erste richtige Panne!

Da ja in Südamerika gerade Hauptsaison ist, wird es für uns immer schwieriger, ein angenehmes Plätzchen zu finden, überall wird gegrillt, gespielt, gefeirt und das Wetter spielt auch noch mit. Also entschließen wir uns, satt auf der Panamericana-Autobahn nach Norden zu fahren, es etwas langsamer angehen zu lassen und ruhiger entlang der Anden nach Norden zu fahren, um weiterhin die atemberaubende Natur Chile zu bestaunen.

 

 

Wir verbringen zwei Tage bei den Termas Ecologicas am Rio Blanco bei Familie Llonas, wo wir gelbe Kirschen plfücken, backen, lesen, in der Sonne liegen und natürlich baden- abwechselnd im 39°C warmen Termalbecken ohne Schwefelgeruch und im eiskalten Fluß. Und das alles haben wir ganz für uns alleine!! Wir sind begeistert und können sogar ein Mitternachtsbad unterm Sternenhimmel genießen- was für ein Ambiente, alles dampft im Sternenlicht....

Wir waren wohl noch nie sauberer, als wir uns dort von fast traurigen Gastgebern verabschieden.

Die Chilenen geben uns Rätsel auf, sie sind sehr zurückhaltend, schüchtern und schweigsam. Während wir in Argentinien immer angesprochen und ausgefragt und eingeladen wurden, gucken die Chilenen einen nur aus dem Augenwinkel an und trauen sich nicht, ihr Interesse zu zeigen.  Außerdem sind sie überaus großen Wert auf Höflichkeit, wie sehr, werden sollen noch herausfinden.....

Allerdings, wenn das Eis erstmal gebrochen ist, sind sie sehr herzlich...

 

 

Anschließend geht es weiter Richtung Norden. Da aber Karten, Reiseführer und Navi sich über Straßenverlauf und -Beschaffenheit nicht einig sind, fragen wir in Lonquimay bei der Polizei, ob es für uns möglich sei, auf dem Landwege nach Ralco zu kommen. Überaus freundlich und zuvorkommend werden die Kollegen in Ralco über Funk ausgefragt, man kommt zu dem Schluß, es sein kein Problem, aber wir sollten sicherheitshalber bei der nächsten Polizeistation entlang der Route auch noch einmal fragen. Dort, in Troyo, erwartet uns bereits ein überaus fröhlicher Polizist, der uns mit Küsschen und Umarmung begrüßt und uns bestätigt, dass wir ohne Schwierigkeiten losfahren können- nur gäbe es einen Tunnel, er wüßte nicht, ob wir von der Höhe her dadurch passen. Wenn es passt, dann gäbe es für uns keine weiteren Hindernisse. Es gäbe zwar ein kleines Stück Steigung, aber mit Allrad sei das überhaupt kein Thema. Für den Fall, dass es nicht passt im Tunnel, schlägt er uns noch eine landschaftlich ebenfalls Reizvolle Alternativ-Route vor und verabschiedet sich dann ebenso höflich und wort- und gestenreich, wie er uns begrüsst hatte. Fröhlich und bei bestem Sonnenschein fahren wir also weiter, begeistert vom chilenischen "Freund und Helfer".

Schon bald kommt der Tunnel, doch was zuerst kritisch aussieht, erweist sich als gerade passend für uns. Und im Schrittempo, Wera mit Taschenlampt voraus, arbeitet sich Friso mit dem Sprinterli langsam durch.  Je weiter wir jedoch Richtung Norden kommen, umso schlechter wird die Straße. Sie ist sehr schmal am Hang, es gibt tiefe Wasserrinnen, Bäche, die durchquert werden müssen und immer mal wieder brutale Steigungen, die das Sprinterli grad so im ersten Gang schafft. Wir wundern uns kaputt  über "das kleine Stück Steigung" und sind erleichtert, als wir an einem Bauernhof ankommen, dessen Besitzer schon am Zaun steht, um zu schauen, wer da wohl um die Ecke kommt. Die Straße werde nicht besser, sagt er zwar, aber wenn wir es bis hierher schaffen, dann doch auch noch übern Berg. Doch  nach weiteren 1500 Metern erweist sich der von uns zunächst als Gasgeruch identifizierte (wir hatten schon Flasche zugedreht und alles gecheckt und gelüftet) als eine glühende Kupplung und das Sprinterli steht im Wald und kann nicht mehr rauf, sondern rutscht bergab.... Mit Hilfe der Seilwinde schaffen wir es noch über die nächste Kuppe, aber dann ist endgültig Schluß. Wir sichern ihn mit Steinen und binden ihn mit der Seilwinde an, und steigen aus, um zu Fuß zu evaluieren, wie weit und wie schlimm es noch wird. Ergebnis nach einem 2 km Bergauflauf (schöne Aussicht): Zu weit und zu schwierig..... und der Rückweg scheint auch keine echte Alternative. SCHEISSE.

Was nu!? Wir laufen zurück zum Sprinter, Friso schafft es, ihn rückwärts bergab zu fahren, wo wir ihn auf ebener Fläche abstellen können. Dann laufen wir zum Bauernhof zurück. Dort gibts leider weder Telefon noch Funk und das Einzige, was man uns anbietet, ist ein Ochsenkarren, aber der zieht so ein Sprinterli auch nirgendwo hin. Wir beschließen, das Sprinterli wieder bergab zum Bauernhof zu fahren, was auch klappt, um dort die Nacht zwischen, Ziegen, Kühen, Ochsen und Hühnern zu verbringen. Hier macht man übrigens Heu noch mit der Sense.

Am nächsten Morgen sind wir etwas ruhiger und wir sprechen mit Hanibal, dem Bruder des Bauern. Der hat einen Pickup und ist bereit uns zu helfen. Da wir keine andere Chance haben, laden wir das Sprinterli komplett aus und packen alles auf seine Ladefläche. So erleichtert, hoffen wir, dass das Sprinterli den Rückweg bis zum Tunnel schafft, von wo es dann wieder einfacher ist und wir unsere Ladung wieder aufnehmen wollen. Falls das nicht klappt..... wirds kompliziert. Wie kommt die neue Kupplung in die Tonga!?  Naja..... erstmal das eine versuchen.

Sehr nervös und ohne Frühstück und schweigend fahren wir los- wenigstens kennen wir die Strecke schon, so kann Friso vor Steigungen etwas Anlauf nehmen, um die Kupplung zu schonen. Und tatsächlich- wir haben großes Glück.... Ohne Knurren und Murren wühlt sich unser Sprinterli durch. Erleichtert schieben wir uns am Tunnel erstmal eine Frühstücksstulle hinter die Kiemen, als Hanibal schon mit dem Pickup und unseren Sachen um die Ecke kommt (Er hat seine Frau dabei, sicherlich wird er das mit uns verhandelte Transportentgeld gleich mit ihr ausgeben ;-)).

Wir laden aus und um und fahren langsam weiter. Wie durch ein Wunder macht das Sprinterli gut mit und wir erreichen Temuco (da wollten wir eigentlich gar nicht hin.... aber da es die 5.größte Stadt Chiles ist, gibts dort sicher Mercedes) ohne weitere Zwischenfälle

 

 

.....und finden auch sofort die Mercedes Werkstatt wo wir, wie schon in Argentinien, sehr gut und freundlich behandelt werden und sogar übernachten dürfen. Wir nehmen es zum Anlass auch gleich, Bremsen, Reifen, Dieselfilter etc pp kontrollieren  zu lassen, es sind ja schon ca 19.000km auf Sch*** Straßen mit Sch*** Diesel, das hat er sich wohl verdient!! Unterdessen waren wir in der Bäckerei "Omas Brot" und sitzen jetzt in "Ottos Cafe" und hauen uns nen Riesen Burger rein und holen heut abend unser Sprinterli wieder ab. Wenigstens wissen wir jetzt, dass wir wenn wir eine ehrliche Meinung über Touri-Pläne und Straßenverhältnisse haben wollen, etwas energischer fragen müssen. Sonst sind die Chilenen einfach zu höflich, zu sagen: Lass das nach, das is bekloppt (Die Argentinier haben mit solchen Aussagen keinen Streß)

... Wir bleiben trotzdem noch etwas im Land und freuen uns auf Fischerdörfer, Weinproben und frisches Obst, denn wir kommen jetzt in das Wein- und Obstgebiet Chiles....is ja klar, wir werden berichten.

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Kommentare: 1
  • #1

    u=87810 (Samstag, 20 April 2013 02:57)

    This is a great post! Thanks for sharing with us!