die Chilenische Küste bis Los Molles

Pelikane in Constitucion
Pelikane in Constitucion

Nördlich des Seengebietes mit seinen Hügeln, Seen und Vulkanen wird die Landschaft immer karger und da wir unlängst Sehnsucht nach dem Meer haben, zieht es uns an die chilenische Pazifikkküst. Auf dem Weg dorthin fahren wir durch einen Nationalpark, für den wir auch  für die Durchfahrt Eintritt zahlen müssen, nur  um dann vermüllte Parkplätze und keine Toilatten vorzufinden- aaargh-  (aber naja, wir haben ja sonst keine Sorgen). Der Himmel ist eh bewölkt, es sieht nach Regen aus und angesichts der Erdpiste bleiben wir nicht wie geplant, eine Nacht dort (hätte eh nochmal extra gekostet), sondern geben Vollgas Richtung Küste-  die uns aber zunächst bitterlich enttäuscht: kein Dorf ist mehr als ein paar Baracken, Campingplätze sucht man vergebens und wir fühlen uns alles in allem nicht so richtig wohl (=sicher) und fahren weiter und weiter nördlich, uns wundernd, wieso unser Reiseführer von pittoresken Fischerdörfern faselt. Die Nacht verbringen wir an einer Autobahn-Tankstelle im strömenden REGEN!!! ....  In Concepcion wollen wir eigentlich etwas bummeln, den Hafen und ein Museumsschiff anschauen, aber auch dort ist alles zu.... aber wir kommen endlich hinter den Grund der Verwüstung: Das große Erdbeben im Februar 2010 hatte auch ein Seebeben mit sich gebracht, welches widerum einen kräftigen Tsunami auf diesen Teil der chilenischen Küste losgejagt hatte..... und die küstennahen Dörfer fortspülte.... Somit biegen wir wieder ab ins Landesinnere.

Das Haus von Beatriz
Das Haus von Beatriz

 Wir fahren durch Obstplantagen und Weinberge... und landen eines Abends, auf der Suche nach einem Platz zum Übernachten, bei Beatriz, einer Schweizerin, die vor gut zwanzig Jahren auch mit einem Wohnmobil in Südamerika angekommen war und dann in Chile hängen geblieben ist. Sie hatte eine kleine Pension, aber das Erdbeben hat auch große Teile Ihres Hauses zerstört und die Aufräumarbeiten dauern noch an, sodass sie den Betrieb vorerst nicht wieder aufnehmen will (die Schweizerische AHV reicht glücklicherweise zum Leben) doch wir dürfen in Ihrer Auffahrt  übernachten und da wir schnell ins Gespräch kommen und einander mögen, bleiben wir direkt drei Nächte bei Ihr und ver-plaudern die Tage auf Ihrer Veranda. Der Abschied fällt schwer, aber wir schaffen es, uns loszureißen und fahren weiter durch die Weinberge Richtung Norden- mit dem Ziel Valdivia, die alte Hafenstadt mit Ihren Aufzügen anzuschauen.

Aufzug in Valpa
Aufzug in Valpa

 Dort angekommen, stellt sich schnell die Frage nach einem sicheren Parkplatz und es kostet mehrere Runden im chaotischen Stadtverkehr, bis wir den örtlichen Yachtclub ausmachen und den dortigen Pförtner nach einem sicheren Parkplatz fragen können... wir haben Glück, es gibt ein Plätzchen für uns und so können wir relativ unbesorgt einen Stadtbummel wagen. Valdivia (entgegen des reichen Nachbarortes Vina del Mar) wirkt alt und ziemlich verwahrlost. Den historischen Stadtkern sollen die Touristen wegen täglicher Überfälle meiden, zwei mal werden wir von Streifenpolizisten darauf aufmerksam gemacht, wir sollen gut auf unsere Kamera aufpassen.... Wera krallt sich mit beiden Händen an Ihrer Kamera fest und Friso hat die Hand auf dem Pfefferspray und so pirschen wir uns durch die Stadt, deren Charm eher morbider Art ist und die man sich wohl eher 100 Jahre zurück vorstellen muß....Nichtsdestotrotz, wir fahren Aufzug, bummeln ein wenig durch die bunten Häuserreihen auf den unendlichen Hügeln, trinken einen Kaffee, bestaunen das Hauptgebäude der CSAV Reederei.....aber,  ein anstrengender Nachmittag reicht uns und wir beschließen, dass wir genug von der Stadt haben...

Küste in Los Molles
Küste in Los Molles

Beatriz hatte uns noch einen kleinen Badeort im Norden genannt, wo ein "Schweizer Pirat" ein kleines Strandlokal hat.... das nehmen wir uns also am nächsten Tag zum Ziel. In "Los Molles" , einem einfachen Badeort (es gibt auch welche für "die Reichen", wo die Porsches auf der Auffahrt stehen) mit langem weißen Sandstrand zwischen den grotesken Felsen, finden wir "El Pirato Suizo" schnell und verbringen dort und am Strand zwei Tage. Das Wasser hat leider nur 12°C- es tut weh am Fuß. IIIIHHHH..... Es gibt auch zwei Tauchbasen hier, aber irgendwie zieht es uns (vor allem angesichts der ziemlich langen Tauchpause) nicht in den eiskalten Humboldstrom hinab...zumal uns keine der beiden Tauchbasen irgendwie ein einladendes Foto der Unterwasserwelt präsentieren kann -Wir überdenken unserer weitere Reiseplanung und beschließen nun, von hier über Uruguay nach Brasilien zu fahren- Strand ohne Baden- das ist nix- also nix wie wech hier!!!! Leider bekommen wir eine Email von Bernhard, dessen VW Bus an einer Tankstelle vor Santiago komplett ausgeräumt wurde und beschließen, dass wir "aus Sicherheitsgründen" der Hauptstadt Chiles wohl keinen Besuch abstatten werden- doch da lernen wir beim Abendessen im Schweizer Piraten Diane (und Ihre Mutter ) kennen- eine US Amerikanerin, die in Santiago lebt, in Los Molles ein Ferienhaus hat und mit der wir schnell ins Gespräch kommen....  am nächsten Morgen- wie versprochen-  suchen die beiden uns auf, um uns mitzuteilen, dass wir den Sprinter tagsüber auf Ihrem bewachten Büroparkplatz stehen lassen könnten und die Nächte vor Ihrem Haus verbringen können, das sei sicher... Wir freuen uns wie die Schneekönige über so viel Gastfreundschaft und nehmen dieses Angebot natürlich super gerne an. Das wurde aber auch Zeit mit 2011 und dem Glück....und alles wegen Beatriz :-)

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