Nach drei Tagen im NP Santa Teresa in Uruguay siegen dann doch Vorfreude und Ungeduld und wir beschließen, Uruguay hinter uns zu lassen und direkt nach Brasilien zu fahren. Wir besichtigen noch
das äußerst pittoreske Fort Santa Teresa, nach dem der Nationalpark benannt ist und brechen dann auf. Der Grenzübergang ist im 30km entfernten Chuy, auf dessen Hauptstraße sich die beiden Länder
treffen. Die rechte Straßenseite ist Brasilien, die Linke Uruguay, auf der es für Ausländer jede Menge Duty-Free Shops gibt. Als Friso etwas später erschöpft an einer Burger-Bude
zusammensackt, haben wir eine Hängematte, ein Surfboard mit Zubehör und jede Sonnencreme (LSF 70) gekauft und stellen entsetzt fest, dass es schon 19.00 Uhr ist und somit zu spät, um die Grenze
zu überqueren, ohne auf brasilianischer Seite ein konkretes Ziel zu haben. Also düsen wir zurück zum Nationalpark- auf dem Campingplatz ist sogar unser Platz noch frei und dort hängen wir erstmal
unsere neue Hängematte auf zum Probeliegen- einfach herrlich!
Am nächsten Morgen wird das Surfboard gewachst und die Neoprenis ausgepackt und wir latschen zum Strand. Die Wellen sind genau richtig für uns Anfänger und wir haben unseren Spaß - zwar auf dem
Bauch liegend - abwechselnd mit dem Surfboard an den Strand gespült zu werden.
Nach unserer letzten Nacht in Uruguay brechen wir etwas früher in Richtung Grenze auf. Wir halten noch einmal im Duty Free, um prozentige Gastgeschenke zu kaufen und dann geht es sehr problemlos
aus Uruguay raus und nach einiger Verwirrung auf brasilianischer Seite (ein holländischer Brasilianer mit deutschem Auto.... ohje!?) findet eine super freundliche und hilfsbereite blonde Beamtin
das korrekte Formular und wir reisen ohne weitere Fahrzeugkontrollen oder Inspektionen nach Brasilien ein... ohne vorgetäuschte Tränen ;-) Der extreme Süden Brasiliens ist "Gaucho"-Land, wie
Uruguay. Landwirtschaft und Feld und Wiesen so weit das Auge reicht. Es gibt außerdem jede Menge Lagunen und Kanäle, und am Straßenrand sichten wir die ersten Capivaras (die übergroßen
Meerschweinchen) und Krokodile und Schildkröten .... Wir müssen ein paar hundert Kilometer fahren, bevor wir nahe "..." einen Campingplatz finden. In Brasilien sind die Menschen alle
unglücklich über den äußerst verregneten Sommer, der einfach kein Ende nehmen will. Wir nehmen es gelassen, sind doch die Straßen gut ausgebaut und die Luft angenehm kühl, was die Nächte im
Sprinterli erträglich macht.
Wir gondeln also langsam an der Küste hoch, stellen fest, dass die Campingplätze in Brasilien in der Mehrheit sehr viel sauberer und gepflegter sind als die der bis jetzt besuchten Länder- was
uns natürlich sehr efreut. Leider sind auch die Preise entsprechend höher. Die Top-Plätze mit Strandzugang etc pp wollen bis zu 30 Reais (15 Euros) pro Person... Aber man gönnt sich ja
sonst nichts und in Brasilien auf der Straße zu übernachten kommt überhaupt nicht in Frage.
Die Badeorte in Brasilien sind leider oft von hohen Betonklötzen gesäumte Strandpromenaden- schließlich will ja jeder Meerblick haben. Wir passieren einige verschlafene solcher Orte, wir sind ja
schon außerhalb der Saison unterwegs- finden aber auch ein paar kleinere Dörfer und bleiben schließlich ein paar Tage in Garopaba. Ein super ordentlicher Campingplatz mit Nachtruhe (im Zuge der
allgemeinen Karnevalsvorfreude ist das nämlich eher die Ausnahme...), schöne Strände und ein beschaulicher alter Fischerort laden zum Verweilen ein. Wir sind erleichtert, hatten wir doch schon
eine Nacht auf einem Party-Campingplatz verbrach:t. Da geht es dann nämlich nach dem Motto - umso lauter umso besser und wenn man selbst keine Musik hat, dann steht man mitten einer Musikmischung
aus Lambada, US-Charts, Samba und brasilianischer Volksmusik, versteht sein eigenes Wort nicht mehr und schüttelt mit dem Kopf- wenn nicht Gott sei Dank, nein Friso sei Dank- das Sprinterli
mit Surround-Sound ausgerüstet wäre und so sind wir bald schlauer, reißen die Türen auf und drehen auch unsere Musik auf :-) Es nützt ja nix....
Aber, wie gesagt, in Garopaba ist es ruhig und beschaulich und das Musikhören mit offenen Autotüren sogar verboten! Wir bummeln also rum, halten Schwätzchen und genießen unseren
PET-Flaschen-Straßenrand-Cachaça (2 Liter für 3,5 Euro) mit lecker Limetten und stellen fest> Brasilien ist, wenn man für eine Caipirinha nur eine halbe Limette braucht ;-)
Auch das mit dem Surfen nehmen wir wieder in Angriff, nur leider hat wohl der Südwind das Wasser vom Südpol an den Surfer Strand gespült. Wo wir tags zuvor noch im Bikini durch die zwei-Meter
Wellen tauchten, froren uns jetzt die Füße ein und auch im Neopren war es kaum auszuhalten. Auch die Wellen hatten an Kraft zugenommen, obwohl sie nicht höher erschienen und wir wurden so kräftig
durchgenudelt, dass wir uns nach Luft ringend zurück an den Strand schleppten und erschöpft in den Sand fielen. Wohl doch eine Nummer zu heftig für Anfänger.....
Da der Süden Brasiliens außerdem von deutschen, bzw nordeuropäischen Einwanderern geprägt ist, wollen wir uns doch auch das Zentrum des "Deutschtums" anschauen: Blumenau. Dorthin haben die
Deutschen allerdings nicht nur ihre Architektur und ihre Bierbrauerkunst mitgebracht sondern auch die deutsche Kleinstadtkultur- denn wir kommen am Sonntag Nachmittag dort an und bekommen weder
einen Kaffee, noch ein Eis, noch ein Bier. Die Museen sind geschlossen und sogar das Einkaufszentrum! Das hatten wir ja noch nie erlebt. Wir schauen uns noch das Blumenauer Oktoberfestgelände an
und suchen dann den Campingplatz auf. Auch im Montagslicht ist uns Blumenau nicht symphatischer geworden und so gehen wir nur noch im Klamotten Outlet ein paar T-Shirts kaufen und düsen wieder an
die Küste- in Richtung Inge und Jürgen.
Zunächst verbringen wir zwei Tage in São Francisco do Sul, eine der beiden dritt-ältesten Städte und der älteste Hafen Brasiliens. Kopfsteinpflaster und bunte Fassaden im Kolonialstil
prägen das Kleinstadtbild und wir finden es wunderbar. Wir steuern das "Museu do Mar" an- dieses Meeresmuseum hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Boote und Kanus und Flöße der brasilianischen
Gewässer zu sammeln, zu dokumentieren und zu erklären- von damals bis heute. Wir treffen durch Zufall auf die Direktorin des Museums und als sie erfährt, dass wir ja Schiffbauer sind, schickt sie
uns die Werkstatt eines 83-jährigen Kanu-bauers. Er ist wohl der letzte seiner Kunst und weiß von der Auswahl des Baumes bis zu den Verhältnissen der Hauptabmessungen einfach alles. Er hat ein
bißchen Zeit und Lust und erklärt uns allerhand- Wir staunen und genießen diese exklusive Führung.
Der Campinplatz hat über Karneval natürlich auch keinen Platz für uns und so nehmen wir, wie geplant, endlich die Fähre Richtung Inge und Jürgen, die in Vila da Gloria, gegenüber São Francisco do
Sul. Die Fähren haben hier ein etwas anderes Prinzip, sie bestehen aus einem Ponton, an den an einer Seite über eine Gelenkstange ein kleiner Schlepper festgetüdelt ist. Wir beobachten mit großen
Augen, wie der Schlepper den Ponton hin- und her manövriert.
Inge und Jürgen empfangen uns sehr herzlich und wir schaffen es, trotz aufgeweichtem Rasen, den Sprinter hoch hinters Haus zu fahren, wo wir seitdem "campen"
Das riesige Grundstück besteht größtenteils aus unberührtem Urwald wo die Tucane fliegen, das Haus wird von einem sehr schönen Garten umgeben, wo die Orchideen an den Palmen blühen, und von der
Terrasse aus hat man Meeresblick- ein kleines Paradies....
Kommentar schreiben
Jeníík (Dienstag, 25 September 2012 14:33)
THX for info