Brasilien.... bis Fortaleza

...moderne Kunst. Maschendrahtzaun an Wand.
...moderne Kunst. Maschendrahtzaun an Wand.

Nachdem wir unseren fiesen kleinen Baby-Grippe-Virus überstanden und bevor wir uns bei Nádia derart rund futtern, dass die Klamotten nicht mehr passen, brechen wir zu einer kleinen Brasilien-Rundreise auf.
Auf dem Weg nach Ouro Preto schauen wir im Kunst-Skulpturen- und Landschaftsparadies INHOTIM vorbei, es handelt sich dabei um die Privatsammlung an Kunstgegenständen eines reichen Minenbesitzers, der sich vor ein paar Jahren überlegt hat, seine Schätze öffentlich zu zeigen und damit hat er großen Erfolg. Wir sind zwar beeindruckt von der Größe und der Schönheit der Anlage, aber die moderne Kunst will uns doch nicht so richtig in ihren Bann ziehen und so reicht uns ein Nachmittag dort und wir ziehen weiter.

in Ouro Preto
in Ouro Preto

 Unser Ziel heißt ja Ouro Preto in Minas Gerais, das ist die Gegend, in der man in tausenden von Minen allerhand Edelmetalle und Edelsteine abgebaut hat und zum Teil auch noch bis heute abbaut. Der große Goldrausch allerdings, dem die Stadt ihren ehemaligen Reichtum und somit die zahlreichen schönen Gebäude und reich geschmückten Kirchen verdankt, ist längst vorbei. Damals schufteten Tausende von Sklaven in den unzähligen Minen, die größten reinen Goldklumpen, die dabei zutage gebracht wurden, wogen fast vier Kilogramm.... einige davon sind auch heute noch unberührt in Lissabon zu bewundern. So wundert es nicht, dass die Kirchen in Ouro Preto zu den am reichsten geschnückten in der Welt gehören....eine sogar mit über 460 kg Goldschmuck, Fliesen aus Portugal, Kronleuchter aus Slovenien... nur das Beste war gut genug.... Aber nicht nur die Reichen, auch die Sklaven, die Armen, die Mönche und so ziemlich jede andere Bevölkerungsgruppe haben sich in Ouro Preto eine eigene Kirche gebaut, es steht einfach an jeder Ecke eine und am Ende unseres frühen Stadbummels haben wir schon völlig den Überblick verloren,.... Wir schauen uns noch eine alte Goldmine (Mitten in der Stadt) an, der Führer erzählt uns, dass es überall in der Stadt noch kleine illegale Minen gebe, so gehe zum Beispiel direkt hinter seinem Klo zuhause die alte Mine seines Großvaters los.... Anschließend schauen wir noch einem lokalen Goldschmied über die Schulter, der die unzähligen schönen Schmucksteine zu herrlichen Ketten und Ohrringen verarbeitet.... Schade oder gut, dass wir unsere Kreditkarte nicht dabei hatten....?

Friso und ein Pataxo
Friso und ein Pataxo

Von Minas Gerais aus geht es and die Küste, in den Bundesstaat Bahia.
Wir stoppen am "Osterberg", das ist der Berg, den die Entdecker damals als erstes gesehen haben und es hieß "Land in Sicht"  und da es gerade Ostern war, gab man dem Kind eben diesen Namen. Diese Region wurde damals von den Pataxó Indianern bewohnt, ein nomadisches Kriegervolk, dass von den Fischen in den Flüssen und den Früchten des dichten Atlantik-Urwaldes lebte. Heute gibt es hier ein Indianer-Reservat, wo die heutigen Pataxó ihren Traditionen nachgehen können.... was sich als schwierig erweist- die Kinder unterliegen auch der Schulpflicht und das dünne Einkommen, das zumeist mit Kunsthandwerk und Touristenführungen verdient wird reicht nicht wirklich für ein modernes Leben und für ihr ursprüngliches Nomadenleben ist das Reservat zu klein....
Wir bekommen hier eine sehr persönliche und interessante Führung und begegnen sogar einer großen Gruppe traditionell gekleideter Indianer und Wera traut sich trotz Fotoerlaubnis nicht, diese zu fotografieren, so groß ist der Unterschied, so fremd kommt man sich als Eindringling vor, dass es einen einschüchtert....  Also das üben wir wohl nochmal, die Schüchternheit muss weg.... Nach der Führung erwischen wir zumindest noch einen Jungen, der dann mit Friso aufs Foto kommt!  Aber vor Urwaldkulisse wäre das natürlich schöner gewesen.

... abhängen.. Kokusnuss Verkäufer.... könnt aber auch ein Fischer sein.
... abhängen.. Kokusnuss Verkäufer.... könnt aber auch ein Fischer sein.

Derweil irgendwo anders an der paradiesischen Küste Bahias.....
.... trifft ein Urlauber, ein reicher Unternehmer aus Sao Paulo einen örtlichen Fischer am Strand, der gemütlich im Schatten einer Palme sitzt und vor sich hin döst. Der Unternehmer fragt den Fischer: "Warum sitzt du denn hier rum, du bist doch Fischer, warum gehst du denn nicht fischen?"  Darauf antwortet der Fischer verwundert: "Warum denn? Ich habe den Fisch für heute ja schon gefangen, jetzt ruhe ich mich aus,  und morgen fange ich den den Fisch für morgen."
Der Unternehmer versteht das natürlich nicht und meint: "Aber wenn du heute besonders fleißig bist und viel Fisch fängst, dann hast du ja die nächsten Tage auch schon was zu essen."
 "Und dann?" Will der Fischer wissen, "dann", sagt der Unternehmer, "kannst du in den nächsten Tagen zusätzlichen Fisch fangen und den verkaufen"
"und dann" - "dann kannst du dir irgendwann ein eigenes Boot kaufen, und vielleicht einen Fischerjungen einstellen, der für dich arbeitet"
"und dann" -" dann kansnt du vielleicht noch ein Boot kaufen, hast irgendwann eine kleine Flotte und kannst Leute einstellen, die für dich arbeiten und du lebst dann nur noch vom Fischverkauf und kannst an Land bleiben"
"und dann" -"dann läuft dein Laden irgendwann von alleine und du musst nicht mehr arbeiten und kannst so wie ich auch, Urlaub machen und faul am Strand liegen"
"....hm...." wundert sich der Fischer, "aber das mache ich doch auch jetzt schon"

Kokusnuss.... lecker
Kokusnuss.... lecker

... wenn man diese Anekdote hört, dann weiß man ungefähr, auf welche Mentalität man sich einstellen muss, alles geht unendlich langsam, mit unendlich viel Ruhe und noch mehr sehr lauter Musik (Stellt euch einen alten Polo vor, und in jeder Tür und im Kofferraum stehen Boxen zur Straßenbeschallung). Und wenn wir auf den Heckscheiben der Autos lesen "Alles was ich besitze, hat Gott mir gegeben", schmunzeln wir vor uns hin, denn von Arbeit kann es wohl nicht kommen, bzw. vom am Strand sitzen.  Aber die Strände fangen hier auch an, paradiesisch zu werden, türkisblaues Meer, weißer Sandstrand gesäumt von Kokuspalmen, da kann man schon einfach nur ins Träumen verfallen und den Tag verdösen...... hin und wieder Fischerdörfer, Ferienresorts, Hotelanlagen, alte Kolonialstädte... aber keine Campinplätze....was uns das Genießen der reizvollen Küste von Bahia bis rauf nach Pernambuco sehr erschwert und wir zwischendurch auf die Autobahn zurückkehren, nur um an einem sicheren Truck-Stop zu übernachten. Aber wenigstens ist das Tankstellenessen in Brasilien günstig und genießbar... denn die Sprinterküche bleibt bei über 30° im Schatten in der letzten Zeit immer häufiger kalt. Aber in Brasilien ist ja wahrsscheinlich noch niemand verhungert- wir ernähren uns größtenteils von Obst, Kokusnüssen, gerösteten Cashewnüssen- alles was so am Straßenrand verkauft wird und ziemlich lecker ist....

Straßenjung auf Barkbank in Salvador
Straßenjung auf Barkbank in Salvador

Aber die tropische Strandidylle und das reichhaltige Nahrungsangebot sind natürlich nur eine Seite der Medaille, es herrscht auch unendlich viel Armut hier, wir sehen Kinder am Straßenrand, die nackt und dreckig ihren Brei mit den Fingern essen, dass es einem vorkommt, als wären es Bilder aus einem Entwicklungshilfeprogramm in Afrika, es sind zumeist Indianer, die Ärmsten der Armen, die in Hütten aus Lehm und Palmenwehdeln, die keine 10m2 groß sind ein tristes Dasein führen...
Ganz besonders fällt uns dies in Salvador auf, dieser schmucken Stadt, wo vielen Menschen nur die Parkbank zum Übernachten bleibt und die Touristen sich drumherum mit neuesten Digitalkameras vor der Kulisse Salvadors knipsen lassen. Wo die bunten restaurierten Fassaden des historischen Zentrums abrupt enden und sich Elendsviertel über Elendsviertel vor einem ausbreiten. Trotzdem finden wir Salvador sehr schön und sind froh, dass uns nach der Fähre ein Touri-Führer auf einen bewachten Parkplatz gelotst hat und wir in Ruhe alles anschauen können. Bahia ist schwarz- Salvador war das alte Sklavenhandelszentrum und bis heute ist der Großteil der Bevölkerung tiefschwarz. In Salvador allerdings ziehen die Bahianas ihre traditionellen weit schwingenden weißen Röcke eher zur Erheiterung der Touristen an und wir finden keinen Ort oder kein Dorf, wo wir das Gefühl haben, dass es authentische Tradionspflege ist. Aber Salvador gilt als die größte afrikanische Gemeinde außerhalb Afrikas, die Ihre Traditionen und Kultur bis heute pflegt, kulinarisch, musikalisch, kämpferisch-tänzerisch, religiös..... Gerne hätten wir mal ein Opferfest für die Meeresgöttin gesehen, wo alle weiß gekleidet am Strand Blumen ins Wasser geben.... Aber das hat nicht sollen sein, vielleicht das nächste Mal, mit etwas mehr Recherche vorab....

Friso und Brennands Skulpturen
Friso und Brennands Skulpturen

In Porto de Galinhas, südlich von Recife, finden wir endlich einen Campingplatz, der zwar nur für Zelte ist, aber der Parkplatz ist ok, man macht für uns den Zaun auf, wir dürfen Küche, Bad und schattige Veranda benutzen und bleiben einen Tag, um uns vom tagelangen Sprinterfahren zu erholen und Caipirinhas am Strand zu trinken.....
In Recife besuchen wir die Werkstätten von Brennand, einem Künstler, der aus der alten Fliesenfabrik seiner Eltern über die Jahrzehnte einen Kunst- und Lebensraum gemacht hat mit unendlich vielen Keramiken, Malereien, Fliesen, Skulpturen.... und ein paar schwarze Schwäne....Wir sind sehr beeindruckt und am Ende sehen wir sogar den Künstler (inzwischen 85 Jahre alt und im Rollstuhl unterwegs) sogar noch in echt und in Farbe.... Einige der guten Stücke stehen zum Verkauf, aber sind leider zu schwer und zu teuer....
Anschließend haben wir in Praia da Pipa auch wieder Glück.... Praia da Pipa ist bei Surfern und irgendwie auch bei allen anderen ausländischen Touristen "in"  .... so richtig weiß eigentlich keiner warum. Es gibt traumhafte Strände, das Dorf hat eine kleine Promenade mit niedlichen Läden zum essen und bummeln... aber das gibt´s anderswo auch. Wie auch immer, wir finden es auch schön und bleiben zwei Nächte auf einem Campinplatz am "Strand der Liebe" ...

Wera und die Käsespiesse
Wera und die Käsespiesse

Unsere Freunde, die wir im Norden besuchen wollen, sind inzwischen schon wieder auf dem Rückweg und wir verabreden uns mit Ihnen für unterwegs. Wir treffen uns dann auch an einer Tankstelle und da wir alle ja sonst nix Besseres zu tun haben, beschließen wir kurzerhand, den Tag gemeinsam am Strand zu verbringen und so kommen wir beiden deutschen Individualurlauber doch noch in den Genuß eines klassischen brasilianischen Tages am Strand und das sieht so aus: Plastikstühle und Tisch so positioniert, dass die Füße in der Brandung (dazu muss man wissen: Restaurants werben hier mit "Essen und dabei die Füße im Sand") dazu ein Sonnenschirm und jede Menge Bier. Essen darf natürlich niemals fehlen und so lässt man sich servieren, was die Fischer Leckeres gefangen haben. Während man also so aufs Meer blickt, Bier trinkt und aufs Essen wartet, kann man so ziemlich alles kaufen, was das Herz begehrt.... da kommt einer mit Beschallung auf Rädern,  der vertickt CD´s mit MP3 und DVD´s...... ganze Bands schlendern vorbei, die live so ziemlich alles gereimt und vertont kriegen, was man ihnen erzählt,  der Nächste verkauft Sonnenbrillen, dann die Mutti mit Langusten, Klamotten, Tischdecken, Hüte, Tatoos, Schmuck... Eselausflüge, Jangadafahrten....... und nicht zu vergessen, der mobile Käsegrill.... ganz klar Weras Favorit (gleich danach kommt der mit den Ohrringen, inzwischen ist eine feine Sammlung zusammen gekommen ;-)), der hat uns zwar beschissen, aber lecker waren seine Käsespiesse wohl (er hat sich mit dem Zeug tatsächlich letzte Saison sein Haus verdient knapp 20.000 EUROS.... von nix kommt nix).  Es ist laut und bunt und wir lachen uns den ganzen Tag kaputt und genießen das Strandleben.... fehlt eigentlich nur noch der Sangria-Eimer mit Strohhalmen ;-)  Wir lachen noch im Auto, als wir uns winkend voneinander verabschieden und Friso hat sogar noch Gewinn beim Parkplatzwächter gemacht... naja, wer Kassierer werden will, sollte besser rechnen lernen. Vorher.
Es ist aber alles natürlich nicht so schlimm, dass wir unsere Freunde verpasst haben, denn der "Caseiro", der Hausmeister, weiß bescheid, dass wir kommen und wir können natürlich trotzdem auf deren Landsitz ein paar Tage verbringen.... wir freuen uns schon drauf und sind sehr gespannt, was uns dort erwartet.

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Kommentare: 3
  • #1

    Fr.Hoffi (Freitag, 29 April 2011 23:09)

    Eine Ohrringesammlung.... Schluck... So was will ich definitiv auch!! Toll... ;-)

  • #2

    Fr.Hoekstri (Montag, 09 Mai 2011 20:12)

    kriegst du, kriegst du, wart´s mal ab.

  • #3

    Best Juicer (Samstag, 20 April 2013 17:30)

    This particular article was in fact just what I was looking for!