Tocantins.....Naturwunder und tolle Menschen

Von Belem aus machen wir uns auf den Weg durch das brasilianische Binnenland. Die ersten hunderte von Kilometern sieht es eher langweilig für uns aus, nur kleinere Dörfer und Städte, keine Übernachtungsmöglichkeiten und auch sonst nicht viel zu sehen. So brausen wir ziemlich schnell durch bis wir im Bundesstaat Tocantins ankommen, wo wir eigentlich den Nationalpark Chapada das Mesas anschauen wollen (Chapadas sind Gebiete, in denen riesige Hügel, bzw Felsen von der Erosion verschont geblieben sind und eine sehr spezielle Landschaft bilden, es gibt davon eine Menge und es handelt sich um die geologisch ältesten Gebiete Südamerikas). Beim „Balneareo Encontro das Àguas“ (Balneareo heißt so viel wie Badestelle, Badeort) von Maria und ihrer Familie finden wir einen wunderschönen Ort zum übernachten, bei unglaublich sternenklaren und kühlen Nächten direkt an einem kleinen Fluss zum Baden können wir es sehr gut aushalten und spannen erstmal die Hängematte auf! Außerdem mögen wir einander sofort und haben manch ein interessantes Gespräch miteinander: Die Leute wohnen in Lehmhütten und ohne Strom und Telefon, sie leben von dem Land, dass sie haben und vom Jagen und Angeln, gekocht wird auf offenem Feuer, der Fußboden ist Sand..... aber sie sind gebildet, offen, herzlich und unendlich gastfreundlich und interessiert... Maria freut sich über einen Stapel Bücher, die Kinder sich über kleine Mitbringsel und Malstunden und wir bekommen leckersten gegrillten Fisch, Kürbis und Kokusnüsse geschenkt und werden noch zum Frühstück eingeladen und sind am Ende ein bißchen traurig, als wir uns verabschieden. Vom der Chapada das Mesas sehen wir dann aber gar nichts, weil es sich wohl um einen recht neuen Nationalpark handelt, in dem es noch keinerlei Infrastruktur gibt.

Immer am Fluss Tocantins entlang fahren wir also weiter nach Süden. Anschauen wollen wir uns eine abgelegene Region, die sich Jalapão nennt und wir kommen ziemlich gut voran, finden kurz vorm Ziel wieder einen tollen Platz für die Nacht beim „Balneareo da Natureza“ und werden auch noch prompt zum Abendessen eingeladen Lecker Bohnen mit Reis und Gulasch und dazu frischen Maracuja Saft....hmmmm lecker! Leider ist es schon dunkel, und so baden wir erst am Morgen im rauschenden aber eiskalten Bach- danan geht es dann aber los: zur Touri-Info (die aber keine Infos hat), dann einkaufen, Tanken, Wasser auffüllen und ab geht’s.

Die Gegend wirkt knochentrocken, es wächst nur niedriges Gestrüpp und wenige Bäume- es regnet hier zwar im Sommer heftig, aber dann auch acht Monate gar nicht mehr..... Keiner würde vermuten, dass dieses so öde Gebiet unzählige gut versteckte kleine Paradiese beherbergt. Und es handelt sich nicht um einen Nationalpark, sondern die Attraktionen sind größtenteils in Privatbesitz von einfachen Bauern. Die verlangen einen kleinen Eintritt und dann kann man verweilen und genießen. Wir treffen wieder auf die unterschiedlichsten Menschen: Von super-stumpfen Leuten (die heißen hier in Brasilien „Bicho do Mato“, das heißt so viel wie „Viech aus dem Busch“) ohne jegliche Bildung oder Benehmen und ohne jegliches Interesse an selbigem, die den Tag in ihrer Hängematte verdösen und auf bessere Zeiten warten (kennen wir ja schon, der Kulturschock ist ja nun verdaut....) ...... und solche Leute, von denen man noch was lernen kann, die trotz der Abgeschiedenheit, in der sie leben, ein gewisses Maß an Bildung, Benehmen und Erziehung haben.

 

Ganz besonders schön finden wir es in der Mumbuco-Gemeinde. Dort wohnen um die 40 Familien und die leben größtenteils vom Kunsthandwerk mit „Capim Dourado“, das ist ein Gras, welches getrocknet aussieht wie Gold. Ob Ohrring oder Obstschalde, das Zeug ist vielseitig und wir sind begeistert- denn an jedem Stück steht der Name der „Künstlerin“ und das Geld geht ohne Abzüge direkt an diese Person Die beiden Frauen, die wir im Dorfladen treffen sind super nett und wir kommen schnell ins Gespräch, schnell haben wir auch einen ganzen Haufen toller Souvenirs zusammengesammelt und bekommen zu jedem Teil die Geschichte der Frau, die es gemacht hat. Kurze Zeit später finden wir uns in der Küche von Zelene wieder, wo wir gezeigt bekommen, wie man Capim Dourado verarbeitet und Mauricio holt seine selbst gebaute Viola raus und es wird gesungen.... selbst gedichtete Heimatlieder. Herrliche Momente!!

 

Aber zurück zu den Naturschönheiten: Was wir auf gut 600km Sand- und Erdpiste sehen und erleben, ist langweilig zu beschreiben: Reißende Flüsse, rauschende Wasserfälle, reinste Quellen, Flüsse, Bäche, Dünen, Aras, Tucanos, dichter Urwald, blaue Lagunen und super Klima (Tag 35°C, Nacht 18°C) ..... und das alles fast immer ganz für uns alleine... Wir ersparen euch den Text, schaut euch die Fotos an!!

Dünen
Dünen

wir sind begeistert von so viel nahezu unberührter Naturschönheit und genießen das unbesorgte "wilde" Campen in freier Natur.... es ist als hätte das moderne Brasilien diesen kleinen Flecken Paradies vergessen.... (aber lange geht es nicht mehr, das Asphaltieren der Straßen hat schon begonnen.....)

Das Sprinterli hat tapfer alles mitgemacht und uns auf „platten Reifen“ gut durch tiefen Pieselsand und kleine Bäche und die erodierten Pisten gebracht - aber der Staub der Erdpisten hat den ganzen Sprinter becekt und ist in jede Ritze gekommen.... Putzen ist also angesagt.

Über Asphalt unter den Rädern freuen wir uns danna ber doch und auf dem Rückweg halten wir wieder beim Balneareo da Natureza und obwohl wir selbst schon das Essen auf dem Herd haben, bekommen wir feinsten gebrateten Fisch geschenkt- zum Probieren (eine Riesenportion mit Salat)...

Inzwischen sind wir bei der Chapada dos Veadeiros auf einem „grünen“ (im doppelten Sinne) Campinplatz gelandet, von wo aus wir uns die Schönheiten dieser Landschaft anschauen wollen.....

Es klingt wieder vielversprechend.

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Kommentare: 1
  • #1

    Jerry (Mittwoch, 30 Mai 2012 23:53)

    nice post