Bolivien- irgendwas is immer!!!

Pünktlich um halb acht am nächsten Morgen geben wir unsere Zettel beim Zoll ab und rollen auf die bolivianische Grenze zu, wo uns tatsächlich erwartet, was schon per Flüsterpost zu uns vorgedrungen war: die Bolivianos machen die Grenze zu. „Warum?“ fragt Wera den Brasilianer, „weil die Bekloppt sind“ antwortet dieser lapidar und seine Kollegen lachen mit. Die Sicht der Bolivianos ist etwas anders, sie streiken, weil sie mit ihren unversicherten Taxis nicht mehr nach Brasilien reinfahren dürfen und auch außerdem immer schlecht von der brasilianischen Polizei behandelt werden. Geht doch auch nicht!! Sowas!!! Da machen wir dann mal eben die Grenze zu. Siehste! Das kommt davon! Bis einer heult!!

Friso versucht sein Glück bei den Streikenden, schließlich sind wir Touristen und Ausländer und haben damit überhaupt nix zu tun, aber noch im selben Moment kommt noch ein LKW mit der Ladefläche voll Erde und kippt auch den letzten Durchgang auf der Straße zu. Na toll! Da stehen wir nun, als Illegale in Brasilien und die Bolivianos wollen uns nicht... Tsss!! Aber auch an unserem letzten Tag in Brasilien gibt es einen „jeitinho brasileiro“- den brasilianischen Weg, Dinge zu lösen.

Die Brasilianer von der Gesundheitsbehörde, die auf ihrem Posten an der Grenze stehen, verraten uns einen Schleichweg (was wohl so viel heißt wie Drogenschmuggelroute, aber es ist hellichter Tag und wir haben ja auch damit nix zu tun) und so begeben wir uns über Feldwege weiter Richtung Bolivien, bis wir auch tatsächlich auf einen brasilianischen Gesundheitsposten stossen, die uns kontrollieren, durchlassen und dann stehen wir vor einer gespannten Schnur, ein Mädchen kommt und macht auf und schwups, wir sind in Bolivien! Ja, so einfach kann das sein aber dann auch doch nicht, denn wir müssen ja auch hier unsere Papiere in Ordnung bringen. Das nimmt dann auch den ganzen Vormittag in San Matias in Anspruch, Einwanderungsböhrde. Zack 90 Tage Visum, zum Zoll- nee geht so nicht, zurück zur Einwanderungsbehöre, Kopien machen von allen Stempeln, zurück zum Zoll, Zollbeamter hat Zahnschmerzen, dauert etwas länger, Zack, nur 30 Tage für den Sprinter, nützt ja nu nix, wir hauen ab!! Auch ohne Straßenkarte! Und ohne Diesel! Puff!!

Unser Navi kommt ganz gut klar und so fahren wir und fahren wir. Die Holzbrücken sind noch ne Ecke schlechter als im Pantanal und die Piste ist wirklich nicht mehr als eben eine staubige Mondlandschaft..... Aber das Sprinterli ist tapfer und nach vier Militärkontrollen, einem Reifenwechsel und anstrengenden rüttelnden sechs Stundenn bei knappen 40° im Föhnwind des offenen Fensters sind wir lecker salzig paniert und total kaputt... und heilfroh, dass wir Estela und ihr kleines Hotel Avenida in San Vincente umsonst stehen und dann auch noch duschen dürfen. Wir gehen das erste Mal Essen in Bolivien, was lecker schmeckt und stellen fest: Wir sind eigentlich noch in Brasilien. Die Leute empfangen gar kein bolivianisches Fernsehen, so nah ist die Grenze....Das passt uns ganz gut, denn so ist die Umstellung auf Spanisch nicht ganz so abrupt und die Leute verstehen unser Portunhol (Portu-gues + esp anhol) ganz prima und wir haben einen sanften sprachlichen Übergang.

Unsere Estela hat auch eine Tankstelle (Dieselfässer hinterm Haus) und so ist der Deal gemacht, wir kaufen ihr am nächsten Morgen nach einem Sprintergroßputz 40 Liter Diesel ab. Tanken mit der Gieskanne. Es geht doch!!!

Weitere vier Stunden und noch schlechtere Piste später kommen wir endlich in San Ignacio an, wo wir direkt auf dem Markplatz schon ein anderes Womo sehen und uns prompt dazugesellen.

Als dann in der Abenddämmerung tatsächlich noch der Landy von Tina und Clemens um die Ecke kommt, wundern wir uns kaputt, die beiden sind einen Tag später aus Brasilien raus und mussten wegen verschärften Grenzstreik der Bolivianos einen noch größeren Umweg fahren als wir... und hatten am Abend gut 750 km auf dem Tacho.... Respekt!!!

Wir beide beziehen bei Selva und Christina in der „CASA SUIZA“ den Innenhof und werden herzlichst aufgenommen. Hier müssen wir erst einmal verschnaufen.... und uns an Bolivien gewöhnen. Dabei hilft auf jeden Fall die herzliche Gastfreundschaft von Selva und die Geschichten der literarisch begabten Schweizerin Christina. Wir gehen lecker bzw „gut und günstig“ essen und beschließen, gemeinsam mit Tina und Clemens die kleine Missionsroute zu befahren.

 

Also dann, los geht’s, die Kirchen anschauen.... Die Straßen sind allerdings keineswegs besser sondern noch viel schlechter als erwartet und die Kirchen der alten Jesuiten Missionen zwar wunderbar erhalten und gepflegt, aber die zugehörigen Orte bestenfalls verschlafen. Leider stellen wir mittendrin entsetzt fest, dass vom Defender die beiden vorderen Stoßdämpfer Vollversagen anmelden, was unsere Reisegeschwindigkeit auf 19 kh/h reduziert. Nicht, dass mehr als 40 überhaupt möglich wären, auf der Straße, aber knapp 20 sind eben leider nur die Hälfte. So beschließen wir, direkt Richtung Santa Cruz aufzubrechen, und statt zurück nach San Ignacio zu fahren wollen wir Richtung Asphalt :-) Einen weiteren Reifenwechsel am Sprinter und knappen sieben Stunden später rollen wir dann auf den Hof von Gerome, einem Franzosen, der hier in Bolivien ein kleines Hotel hat und wir dürfen direkt am Pool parken und wir alle fallen total kaputt ins Bett und verbringen eine ruhige Nacht.

Der nächste Morgen ist wieder sonnig und warm und wir nutzen den Pool und lassen uns dann ein feines Frühstück servieren. Friso fährt derweil schon einmal den Sprinter vom Hof und kommt ziemlich blass zurück. „ Ich hab ne Schildkröte überfahren“ -“Wie das denn, die springen ja normalerweise nicht einfach so vor´s Auto!?!?!?“ Ohmann! Wir springen also auf, die angefahrene Schildlkröte anschauen und begreifen was passiert ist: Die Riesenschildkröte (80cm lang, Höhe 50cm, Alter???) hatte in der Nacht wohl die kuschelige Motorwärme genossen und lag gemütlich unterm Auto. Das Sprinterli hat sie also erst etwas mitgeschleift und hat dann vorne mit der Winde einmal auf ihrem Panzer aufgesetzt, der nun ein bißchen blutet....Schock-schwere-Not!!! Wir sind alle recht besorgt, aber kann man ja auch machen nix!!! Gerome nimmt es Gott sei Dank auch gelassen, man hatte schließlich auch vergessen zu sagen, dass im Garten zwei Riesenschildkröten leben.... die Wunde wird desinfiziert und auch der Gärtner/ Schildkrötenpfleger meint, sie wird es überleben. Wir haben trotzdem ein schlechtes Gewissen.....und werden uns die Tage wohl mal nach der Patientin erkundigen....

 

Einen weiteren Tag auf Scheiß-Straßen später sind wir in Santa Cruz und wir ziehen ins Hotel, da die Autos in die Werkstätten müssen....... bzw zum Zoll..... Das alles zieht sich in die Länge und wir werden wohl die Woche hier hängen bleiben....

 

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