Potosí... einfach königlich

Von Sucre aus schaffen wir es in einem Schlag nach Potosi (4100m üM) , der Minenstadt. Die Stadt am „Cerro Rico“ - dem reichen Berg- lebt seit jeher vom Silber sowie den zahlreichen weiteren Metallen und Mineralien, die dieser fast 5000m hohe Berg versteckt hält. Zwei Jarhunderte lang hat das erbeutete Silber ganz Spanien finanziert, sogar die Geldmünzen wurden hier, in der „Casa de la moneda“ (Haus des Geldes) für Spanien geprägt- zusammen mit dem Minenbetrieb eine riesige aber brutale Maschinerie- in der Mensch und Tier ausgebeutet bzw. Tode gequält wurden. Auch heute noch leben viele der Menschen vom Minenbetrieb. Die Jungen fangen zum Teil schon mit 13 Jahren an, in den engen Stollen und selbst gebuddelten Schächten im Ameisenhaufen des Cerro Rico zu arbeiten- Atemschutzgeräte? Wozu?-und so sinkt die Lebenserwartung mit jedem Tag unter Tage...

Die meisten Besucher Potosis kommen, um die Minen zu besichtigen und finden die Stadt ansonsten häßlich und hektisch... bei uns aber ist das Gegenteil der Fall. Wir können uns nicht so richtig dafür begeistern, in den vom Einsturz gefährdeten Schächten herumzukriechen und bummeln lieber durch die Stadt- die zwar hektisch aber keinesfalls häßlich ist und auch noch ziemlich nette Polizisten hat!

Außerdem haben wir uns für den Aufenthalt in Potosi etwas ganz Besonderes vorgenommen: Die Hacienda Cayara, wärmstens empfohlen, liegt etwas außerhalb von Potosi, auf 3500m mitten in einer grandiosen Bergwelt am Rande eines winzig kleinen Dorfes. Die Hacienda geht zurück auf das Jahr 1557 und schon diverse europäische Könige und Adelige aßen, schliefen, planten und verhandelten in diesen Gemäuern. Um die Wende zum 20. Jahrhundert starb die letzte Besitzerin und hinterließ keine Erben. So kam dieses atemberaubende Anwesen in den Besitz der Familie von Artur und Coca. Die beiden leben und arbeiten heute auf der Hacienda und leben von der Milchwirtschaft (80 Schwarzbunte) sowie den Einnahmen aus Hotel und Museum.

Wir sind schwer beeindruckt von den Geschichtsträchtigen Räumen und den Anektdoten, die Artur beim Kaminfeuer erzählt. Wir besichtigen die Bibliothek mit uralten Originalen, wir wandern in der unglaublichen Natur und dürfen, weil wir uns so gut benehmen, sogar einmal im alten Original-Speisesaal zu Abend essen - sitzend auf über 400 Jahren alten Stühlen... wir trauen kaum, uns zu bewegen, aus Angst, diese von Königen eingesessenen Antiquitäten zu zerstören....Das Essen ist einfach, aber gut und der Hauswein aus eigenem Anbau einfach köstlich und wir werden mit so viel Herzlichkeit und Selbstverständlichkeit aufgenommen und so liebevoll umsorgt, wir können es manchmal kaum glauben. Und auch das kleine Bergdorf mit den einfachen Lehmhütten samt Viehzeug hat irgendwie Charme. Und wir bleiben mal wieder viel länger als geplant.

Zwischendurch lassen wir uns zweimal mit dem Taxi nach Potosi bringen. Wir verlängern zunächst einmal unsere Aufenthaltsgenehmigungen, was erstaunlich zügig vonstatten geht. Dann besichtigen wir das Museum „Casa de la Moneda“, bummeln herum und gehen lecker essen, trinken den besten Kaffee (im Cafe del Plata) und essen den leckersten Schokokuchen der Welt, fahren hoch vor die Tore der Minen auf den Cerro Rico, besuchen den Markt der Minenarbeiter, wo alles, was man zum Bergbau braucht, verkauft wird- von A wie Arbeitsanzug über D wie Dynamitstangen bis Z wie Zubehör.... alles frei verkäuflich und der einzige Ort der Welt, an dem jedermann einfach eine Dynamitstange kaufen kann und sind abends dann immer ganz schön geschafft.... Denn nicht nur die Höhe lässt uns beim Bummeln pausenlos schnaufen- auch die Abgase des hektischen Verkehrs machen uns zu schaffen (wer braucht schon KAT oder Partikelfilter....).

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Kommentare: 1
  • #1

    Kardan (Dienstag, 17 Juli 2012 08:52)

    Many thanks for information