UYUNI...atemberaubend!

Der Abschied von Cayara fällt uns schwer, als wir dann endlich zum nächsten Ziel, Uyuni, aufbrechen. Einen Zwischenstopp machen wir beim "Ojo del Inca", beim Auge des Inca, einem ziemlich warmen Vulkankratersee, wo wir ein bißchen baden wollen. Wir können mit den Autos direkt ans Ufer fahren und die Aussicht und das Wasser sind einfach wunderbar. Hätten wir das vorher gewusst, wir hätten mindestens eine Nacht hier eingeplant. So reicht es leider nur für wenige Stunden Badevergnügen mit Aussicht und Enten- denen man die dünne fast 4000m Luft nicht anmerkt... die schwimmen verdammt schnell! Wera ist tüchtig am hecheln und kommt gar nicht wieder zu Luft...

In Uyuni wollen wir- na was wohl- natürlich den Salar de Uyuni befahren. Diese schier unendliche weiße Wüßte aus purem Salz. Wir verbringen nach Ankunft eine Nacht in der Stadt, essen hervorragende Pizza beim Minuteman (ein Exil-Ami), stellen morgens fest, dass das öffentliche Bad ordentlich und sauber ist und starten nach einem amerikanischen Frühstück in Richtung Touri-Information. Dort gibt es aber weder Information noch Rat, sondern nur den Hinweis, dass wir ausschließlich mit einem Führer die geplante Strecke fahren dürfen. Friso ringt dem Mann aber wenigstens noch eine grobe Karte der Attraktionen ab und dann düsen wir mit scharf gestelltem GPS los...das wollen wir doch mal sehen!!! - und fahren prompt die falsche Straße aus´m Dorf raus. Aber der Fehler wird dann schnell bemerkt, wir drehen um, korrigieren den Kurs und düsen dann direkt auf die große weiße Fläche zu (es gibt sogar ein Schild!!- das Letzte, welches wir in Bolivien sehen würden). Und dann, die Erde wird immer weißer und weißer, die Salzabbauflächen kommen in Sicht und dann stehen wir drauf! Auf dem SALAR! Endlose Weiße!

Es macht unendlich viel Spaß, auf dieser schneeweißen Fläche zu fahren und so verbringen wir einen großen Teil des Tages mit herumdüsen und fotografieren. Wir passieren dabei die Insel Incahuasi- Insel, wo reger Betrieb herrscht und unzählige Tourenjeeps parken und noch mehr Touristen herumspringen... sogar ein Reisebus kommt uns entgegen. Ganz schön viel Verkehr auf dem Salar- so viel, daß 2008 sogar 13 Menschen bei einem Verkehrsunfall (Frontalzusammenstoß) ums Leben kamen. Naja, aber das kommt davon wenn man „wer zuerst ausweicht, hat verloren“ spielen muß. Darüber kann man wohl wirklich nur mit dem Kopf schütteln. Wir finden für die Nacht einen kleinen sonnigen Strand und bauen unser Lager auf, was soviel heißt wie: die Männner gehen einen toten Kaktus fällen (2 Std Arbeit) und die Frauen bereiten das Essen vor (0,5 Std Arbeit, dann erste Flasche Wein) . Als der olle Kaktus dann im Feuer liegt, ist es schon verdammt kalt und das Essen auf den Tellern ist kalt bevor wir den letzten Bissen gegessen haben. Clemens öffnet einmal mehr die Zottis Weinbar und schenkt fleißig und ohne zu fragen nach. Als auch der Wein nicht mehr wärmt, eröffnen wir die womöglich erste Disco auf dem Salar zu den Party- und Apres-Ski Hits aus Tinas Repertoire (nee, is klar, hat se geschenkt bekommen) …. Wir haben Spaß und tanzen ums kleiner werdende Feuer herum, bis dieses erlischt und wir in unsere Schlafsäcke kriechen.

Am nächsten Tag wird uns das Leben mal wieder zeigen: Wer feiern kann, kann auch arbeiten.

Nach einem sehr sonnigen, äußerst schmackhaften Strandfrühstück und warmer Dusche düsen wir los in unseren zweiten Salztag, der zunächst genauso fröhlich weitergeht, wie der erste aufgehört hat. Wir fahren wilde Manöver, filmen und fotografieren und sind gegen Mittag dann bereit für eine feine Mittagspause. Die dafür ausgesuchte Insel schlagen wir uns aber wieder aus dem Kopf, weil sie noch von ziemlich viel Wasser umgeben ist und wir natürlich nicht absaufen wollen. Wir drehen bei und Clemens findet fix einen schönen kleinen trockenen Strand und braust mit Vollgas auf selbigen. Wir tun es ihm nach und nehmen ordentlich Schwung und es passiert- nix. Schupps- wir sitzen fest. Nix dreht mehr.... sind im Salz eingebrochen, keine zehn Meter vorm Mittagspausen-Strand! Was zunächst nicht so schlimm aussieht (schließlich haben wir Allrad und unser Defenderteam dabei und nur die Hinterräder stecken fest) stellt sich als kleine Katastrophe heraus. Der Sprinter sackt immer tiefer, als ob der Salar ihn fressen wollte..... Und so können wir die nächsten FÜNF!! Stunden wie folgt zusammenfassen:

Nach vergeblichen Versuchen, den Sprinter herauszuziehen, verkeilen wir den Defender am Strand und nur mit der Kraft der beiden Winden ruckeln wir uns langsam vorwärts- Bei allen anderen Manövern gräbt sich auch der Defender sofort ein. Und so schaufeln wir tonnenweise Schlamm, schleppen Steine und Salzkrusten, legen die Sandbretter um und fangen wieder von vorne an. Zentimeter für Zentimeter -es scheint kein Ende zu nehmen und wir können nicht glauben, wie schnell das Sprinterli jedes Mal wieder auf dem Bauch zu liegen kommt. Aber mit den Zottis haben wir ein super Krisenteam und zu viert und vereinten Kräften und nach Adrenalin gefüllten fünf Stunden rollt unser Sprinterli hinter dem Defender her vom verfluchten Strand herunter wieder auf die dicke solide tragende Salzschicht und wir liegen und hüpfend und jubelnd in den Armen. Eine weitere Stunde später, die Sonne ist längst untergegangen, nehmen wir selbstständig die Fahrt auf zurück zu unserem Übernachtungsstrand und haben Folgendes gelernt:

  1. Wir wissen jetzt, was unter dem Salz ist: nämlich erst brauner tonartiger Schlamm, dann schwarzer noch schwererer Schlamm und dann Wasser.

  2. 2. Der Salar verschluckt wirklich Dinge. Unsere 5 dicken Edelholzbretter (die wir als Rampen oder bei Festfahren immer benutzen) sind auf Nimmerwiedersehen im tiefen Schlamm verschwunden, keine Chance auf Rettung.

  3. Jeder sollte zwei Zottis haben :-)

Wir treffen uns noch auf eine Spaghetti-Bolognese Situaion im Sprinterli (ja da passen tatsächlich vier Personen rein) und sind im allgemeinen ziemlich kaputt, das Adrenalin lässt nach und so tun uns kräftig die Knochen weh von der harten Arbeit auf 3700m Höhe.

Nach einem weiteren Strandfrühstück am „Morgen danach“, setzten wir wieder Kurs Richtung Uyuni, dieser sehr staubigen Wüstenstadt, dessen einzige Farbtupfer die traditionsreichen Röcke der Frauen und die bunten Plastiktüten in den trocken Büschen sind. Zuerst steuern wir natürlich eine Autowäscherei an, die salzigen Schlammkrusten müssen runter vom Auto, anschließend begeben wir uns zum Sonnenuntergang auf den nicht weniger berühmten Eisenbahnfriedhof, wo unzählige Dampfloks und Waggons aus aller Herren Länder in der Wüstensonne vor sich hin rosten. Am Abend gibt es wieder Pizza beim Ami und am nächsten Morgen wagen wir uns auf die Sagen umwobene Lagunenroute Richtung Chile. Wir sind alle etwas nervös, hat man uns doch davon abgeraten und hört man so viele Schauergeschichten über diese Auto-ruinierende Strecke- und ob wir den Weg überhaupt finden? Karten und GPS Positionen sind widersprüchlich....

 Die Lagunenroute raubt uns und dem Sprinterli auf jeden Fall kräftig den Atem. Nicht nur wegen der extrem dünnen Luft und der zum Teil schwierigen Straße sondern vor allem wegen der unglaublich schönen und bunten und kargen Landschaft. Wir schaffen es in einem Rutsch und nur mit drei fürs Sprinterli „leicht kritischen“ holprigen Stellen von Uyuni aus an die Laguna Colorada. Schon auf dem Weg dorthin wechselt die Landschaft ständig, in karger Wüste schimmern Lagunen, riesige Felsbrocken liegen herum, als hätte ein Riese seine Bauklötze verloren und Vulkane qualmen in den grellblauen Himmel. Und die Laguna Colorada raubt uns endgültig die Sprache, im rosaroten Wasser tummeln sich im Abendrot tausende von Flamingos. Es ist einfach umwerfend. Wir finden einen Übernachtungsplatz direkt am Wasser und gehen früh schlafen- schließlich haben wir eine Verabredung mit den Flamingos zum Frühstück bei Sonnenaufgang!

Die Nacht ist bitterkalt (leider haben wir immer noch kein Thermometer gekauft und dieser Ausrüstungsgegenstand fehlt auch im sonst kompletten Repertoire der Zottis) und es friert so ziemlich alles ein, von A wie Abfluss bis Z wie Zahnpasta. Wir wachen auch tatsächlich rechtzeitig auf und was die Lagune dann als Spektakel für uns bereithält, kann man kaum in Worte fassen. Im Morgenrot stehen die Flamingos am Rande des Sees, heiße Quellen dampfen, weiße Eisflächen treiben übers Wasser und alles sieht magisch aus. Je höher die Sonne steigt, umso roter wird das Wasser, bis es schließlich tief blutorange schimmert. Um 9.30 Uhr ist dann auch endlich dem Sprinterli nicht mehr ganz so kalt und er mag anspringen... und uns zum höchsten Punkt unserer Reise auf über 5000m bringen, zwar „meckern“ zwischendurch zwei Warnleuchten, aber das Windows-Prinzip „Aus-An-Geht wieder“ funktioniert auch beim Sprinter und er tut tapfer seinen Dienst. Dort oben, auf 5200m steht nämlich die Zollstation zur Ausreise nach Chile. Die Abwicklung geht super schnell und so düsen wir bald weiter. Für die Geysire allerdings sind wir zu spät, es gibt keinen Dampf mehr zu sehen und an den heißen Quellen tummeln sich unzählige Touris, die aus den Tourenjeeps ins Wasser sprinten. Wir finden, das ist nix für uns und eilen weiter- Richtung Laguna Verde, wo wir den womöglich höchsten Grillplatz der Welt eröffnen. Nachdem dann alles Fleisch und Gemüse verarbeitet ist, machen wir uns gegen Abend doch noch auf den Weg zur Grenze und etwas später rollen wir in Chile die Berge herab Richtung San Pedro de Atacama. Dort an der Grenze haben wir weniger Glück, denn vor uns ist ein riesiger Langstrecken-Linienbus (Buenos Aires- Lima: 3 Tage) angekommen und es ist nur ein Grenzbeamter bei der Arbeit. So dauert es gut zwei Stunden bis uns der gute Mann von der Gemüsekontrolle „gute Fahrt“ wünscht.

San Pedro de Atacama ist eine Oase inmitten der Atacama Wüste, der trockensten Wüste der Erde. Regen gab es hier zum letzten Mal vor 40 Jahren. Das Dorf ist ein „Gringo“Spot, aber hat seinen Charme nicht verloren und so gibt es sogar eine liebevoll gestaltete Fußgängerzone. Wir trinken auf unsere Erlebnisse in Bolivien und stellen fest, dass wir, obwohl etwas knapp in der Zeit, einen Tag bleiben müssen, um zumindest den heißen Quellen und dem Sonnenuntergang im Mondtal (Valle de la Luna) einen Besuch abzustatten- und genau das tun wir dann auch- und haben tierisch Spaß dabei. Unsere gemeinsame Zeit mit unseren Zottis- Kristina und Clemens lassen wir beim Abendessen im typisch chilenischen Restaurant ausklingen und am nächsten Mittag heißt es für uns dann „nordwärts“- Richtung Ecuador.....

P.S. Fazit Lagunenroute:

Der schwierigste Teil ist die Auffahrt von Uyuni aus. Dort gibt es ein paar steile Stellen mit großen Felsbrocken, wo man evtl einmal aussteigen und freiräumen muß.

Den Allrad haben wir auf der Route nur beim Grillplatz gebraucht, weil es dort sehr sandig war.

Die Route zu finden, war kein großes Problem. Unzählige Spuren führen alle mehr oder weniger in dieselbe Richtung: Es führen sozusagen alle Wege nach Chile.

Wir treffen sogar Fahrradfahrer, die sich einfach durchfragen!

Man ist auch nie wirklich alleine, wir sehen immerzu einen der zahlreichen Jeeps vorbeidüsen, von den Schwefelminen aus sind Richtung Chile sogar LKWs unterwegs.

Der Eintritt in den Nationalpark beträgt 150 Bolivianos pro Person, Aufenthalt max 5 Tage.

Für die Geysire muss man früh morgens da sein, an den heißen Quellen wohl eher spät abends... wir hatten keine Lust, zu warten oder umzudrehen....hätten wir anders planen müssen....

Uyuni-Atacama 500km ohne Tankstelle.

Und ja, es ist SAUKALT!

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