Zu fünft durch Ecuador....

Der gemeinsame Flug nach Guayaquil geht schnell vorüber und wir landen ziemlich pünktlich am Mittag wieder auf dem ecuadorianischen Festland. Ruck-Zuck haben wir auch unsere Koffer und stehen erwartungsvoll an der Autovermietung, wo ein großes und geländegängiges Fahrzeug schon aus Deutschland reserviert worden war. Als Benedikt und Friso allerdings mit schüttelnde Köpfen vom Parkplatz zurück ins Flughafengebäude kommen, wird klar, dass wir uns wohl eine andere Autovermietung suchen müssen, da man uns eine alte Schrottgurke mit schlechten Reifen und schwachen Bremsen andrehen möchte und das zu einem horrenden Preis. So vergeht der Nachmittag mit dem Abklappern der einzelnen Autovermietungen, bis wir einen flotten und ziemlich neuen „Flitzer“ bei einer kleinen lokalen Vermietungsbude finden und unseren gemeinsamen „Road Trip“ antreten können. Das Tagesziel Cuenca, jenseits der Anden, erreichen wir natürlich nicht mehr, sondern müssen in der ziemlich trostlosen Stadt „Naranjal“ bei Anbruch der Dunkelheit eine Bleibe suchen. Das einzige Hotel im Orte hat wenigstens einen großen Hof, wo auch wir mit dem Sprinter übernachten können. Ansonsten hält sich die Begeisterung über diese Perle der ecuadorianischen Hotelkultur in Grenzen, denn in den Betten aus Beton muffen die Matratzen vor sich hin und es gibt entweder Klimaanlage ODER warmes Wasser. Man entscheidet sich für warmes Wasser. Wir sind auch alle ziemlich müde und so gehen wir nur noch nebenan zum lokalen Gockelspezi und anschließend ins Bett.

campen mit den Hühnern im Garten
campen mit den Hühnern im Garten

Auf dem Weg nach Cuenca führt uns die Straße über die Anden auch gleich auf über 4000 Meter und die spüren wir alle- vom Meeresspiegel kommend- kräftig. Benedikt ist alles andere als glücklich mit der Leistung des Mietwagens- nur mit Mühe können sie mit dem Sprinter mithalten. Wir haben so unsere eigenen Sorgen, denn das Bremspedal reagiert nicht wie üblich. Es gibt aber keine Alternative, auf der Strecke keine Orte und so fahren wir vorsichtig und langsam weiter bis nach Cuenca, wieder runter auf ca 2700m. Wo wir etwas außerhalb der Stadt bei den Cabañas Yanuncay suchen. Wir drehen schon die dritte Runde um den Block und wollen aufgeben, als uns ein knallroter alter 50er Chevy Pickup entgegen kommt und uns fragt ob wir wohl seine Herberge suchen!! Wir stehen auch schon fast vor der Einfahrt, haben es nur nicht gemekrt und fünf Minuten später haben wir sowohl Unterkunft als auch Stellplatz. Die Gästezimmer befinden sich im Haus der Gastgeber und Familienanschluss ist inklusive, wie auch Wohnzimmer- und Küchenbenutzung. Inklusive gibt es auch ein feines Frühstück mit selbst gemachtem Müsli und Joghurt und jede Menge Obst.

Wir bleiben drei Nächte, länger als geplant, aber das liegt nicht an der Herberge sondern eher daran, dass der Sprinter in die Werkstatt muss- mit schlechten Bremsen (und einem phasenweisen Leistungsverlust) wollen wir nicht weiterfahren. Am ersten Abend kehren wir im „El Maiz“ ein, wo wir mit einem in den USA lebenden Paar aus Indien einen super lustigen Abend bei einigermassen einheimischer Kost verbringen und über Gott und die Welt (im wahrsten Sinne des Wortes) diskutieren. Dort trinken wir außerdem auch das erste mal „Canelazo“- eine Art Grog aus Zuckerrohrschnaps mit Zimt und Vanille und ziemlich süss- aber sooooo lecker! Die Ecuadorianer kauen gegen Höhe und Kälte nämlich nicht auf Cocablättern rum wie die Bolivianer oder Peruaner, nein, sie trinken diesen heißen Schnappes! Das ist doch schon wieder ziemlich sympatisch! Sogar die Besitzerin ist so erfreut, dass wir noch gemeinsam Fotos machen und Emails austauschen müssen.

 

wären wir jetzt Engländerinnen....
wären wir jetzt Engländerinnen....

Während Friso also den nächsten Tag mit den Jungs von Starmotors in der Werkstatt verbringt, nachdem die Kurzvisite kurz vor Feierabend am Vortage bei den Bremsen Erfolg beim Leistungsverlust aber keinen hatte, erkundet die übrige Reisegruppe Cuenca, eine schnuckelige Stadt (Unesco Weltkulturerbe) und außerdem Herkunftsort des Panama-Hutes (oder ist es doch Montecristi? auf jeden Fall Ecuador) und so besuchen wir natürlich eine alte Hutfabrik. Wenig später nach Auswahl der passenden Hüte sitzen wir mit dem jungen Verkäufer, der uns behilflich war, auf der Dachterasse des Hauses und helfen ihm bei seinen Deutsch Hausaufgaben und lachen uns darüber kaputt, was für blöde Übungen der machen muss... beim Vokabular ist die Medizin/ Gesundheit dran und als Grammatik stehen Bedingungsätze auf dem Zettel. Da soll sich mal einer zwanzig Phrasen ausdenken, die Sinn ergeben. Der Autor der Übungsblätter jedenfalls hat es nicht geschafft. Dann geht es auf den Markt, für insgesamt 6 USD ein Abendessen für uns fünf einzukaufen- inklusive Rinderfilet, dass wir wegen Regenwetter auf einem Rost im Kamin im Wohnzimmer grillieren.

wo ist der Wanderweg...
wo ist der Wanderweg...

Den letzten Tag in Cuenca fahren wir wieder hinauf, auf gut 4000m, in den Nationalpark Cajas, wo wir eine schöne kleine Wanderung durch die karge, mit kleinen Lagunen durchsetzte Andenlandschaft machen. Das Ganze fällt schwieriger aus als erwartet, denn es sind keine Wanderwege markiert und wir schlagen uns mithilfe des GPS und der groben Karte durch- alle Mann kräftig am Schnaufen und am Schwindeln wegen der dünnen Höhenluft.. Ziemlich erschöpft lassen wir uns wieder ins Auto plumpsen und steuern die nächste Hütte an, wo man uns hervorragend mit Forellen und anderen Köstlichkeiten bewirtet. Nach einem so harten Tag haben wir uns ein heißes Bad in den Thermalbädern des nahen Baños ja wohl wirklich verdient. Dort hängen wir ein bißchen rum und lästern herzlich über die Lokalos, die im Speedo-Look mit Schwimmbrille im 40°C warmen und ziemlich kleinen Becken ernsthaft ihre Bahnen ziehen. Gott sei Dank, dass uns einen keiner versteht :-)

unsere Herberge
unsere Herberge

Dann brechen wir endlich auf Richtung Norden, statten im Vorbeifahren den noch geschlossenen Ruinen von Ingapirca einen Besuch ab, deren Umweg man sich hätte sparen können und schaffen es dadurch, den 11Uhr-Zug zur Teufelsnase zu verpassen- und das nur, weil einmal mehr für diese simple Touristentour alle Pässe kopiert und eine aufwändige und adressierte Rechnung geschrieben werden muss, bevor man an die eigentlichen Tickets ausgehändigt bekommt, das alles dauert so lange, dass wir vom Verkaufsraum aus den Zug bei der Abfahrt zusehen können..... Obwohl, anderseits, wenn schon der Kauf eines Föns im Einkaufszentrum Guayaquil in eine halbe Stunde Papierkram produziert- was soll man dann bei Zugtickets für Personentransport erwarten....

Wie dem auch sei, wir bekommen Tickets für die Nachmittagstour und nutzen die Zeit, etwas zu essen und eine Bleibe für die Nacht zu suchen. Etwas oberhalb der Stadt finden wir nach einiger Suche auch die Hosteria Pircapimba, an deren Tor uns ein Aufpasser einfach nicht versteht und Wera nicht begreift, dass der gute Mann behindert ist. Aber dieser Mann gibt uns dann irgendwann eine Telefonnummer in die Hand.... Nach einigen vergeblichen Versuchen und zwei Verbindungen ins Allgäu, wo man unser Spanisch erst recht nicht versteht (wieso fügen deutsche Handys denn automatisch eine 0049 zu den Nummern hinzu), haben wir die Eigentümerin der Hosteria an der Strippe und zehn Minuten später kommen zwei Mädels und das Tor geht auf. Wir richten uns schnell ein, Wera macht noch ein paar Brote (keine Zug / Busfahrt ohne Stulle!) und wir düsen zurück zum Bahnhof, wir wollen ja nicht zweimal am selben Tag den Zug verpassen.

der LKW Zug
der LKW Zug

Der Zug ist ein ein umgebauter LKW und wir die einzigen Gäste, das stellen wir aber erst viel später fest, denn zunächst sieht es so aus, als würden auch drei junge Leute aus Ecuador die Zugfahrt mitmachen. Die angeblich schwierigste Zugstrecke der Welt- nämlich im Zickzack, also vorwärts und rückwärts- einen ziemlich steilen Berg hinauf bzw. hinunter, ist heute nicht mehr als eine Touristenattraktion. Ursprünglich verband das Schienensystem Quito mit Guayaquil und die Züge waren voll beladen, sogar auf dem Dach. Diese Zeiten sind längst vorbei und das Vorhaben, die gesamte Strecke zu restaurieren, wird wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen. So sitzen wir also im Zug und gondeln bei trübem Wetter ziemlich langsam im Zickzack die Teufelsnase herunter, während uns die mitfahrende Touristenführerin ein Bisschen was zur Geschichte bzw. zum Bau der Strecke erzählt (z.B. dass durch den Lärm der Sprengungen sich alle Kondore aus der Gegend verzogen und nie mehr zurückgekommen sind)

toll....
toll....

und schwupps....schon sind wir da- am Touristenbahnhof, wo wir uns beim Aussteigen noch schnell unsere Stullen hinter die Kiemen schmeißen, um folgende Szenerie besser verkraften zu können... eine folklorisch gekleidete Tanzgruppe schwingt die Röcke und Ponchos zu flottem Andenpop, es gibt ein kleines Museum in den alten Mauern der Dorfkirche sowie eine Cafeteria, wo wir das im Preis inbegriffene schlechteste Sandwich der Welt mit dem übelsten Kaffee des Universums gereicht bekommen. Wir sind natürlich total begeistert, denn so lieben wir den Individualtourismus. Aber wir machen das Beste draus, vor allem, weil das gesamte ( und unzählige) Personal so lieb und herzlich und freundlich ist, dass wir gar nicht anders können, als ebenfalls lieb und herzlich und freundlich zu sein und kurze Zeit später finden sich Patricia und Wera in Ponchos gehüllt im Kreis der tanzenden Trachtenträger wieder und die Jungs lachen sich beim fotografieren dieser Szenerie kaputt. Da erst bemerken wir, dass die drei vermeintlichen Touristen, die mit uns im Zug waren, eigentlich auch Angestellte dieses Zugunternehmens sind- die Tanzen nämlich auch und kennen zu allen Tänzen alle Schritte und begrüßen die Leute mit Küsschen.....Tssss! Aber auch dieser unendliche Spaß geht einmal zu Ende und bald sitzen wir wieder im ZugLKW zurück zum Bahnhof in Alausi.

Den Abend verbringen wir mit Prosecco und Bier im Gemeinschaftsraum unserer Herberge bei Tischtennis (Jungs) und Billiard und Halma (Mädels).

auf 5000m
auf 5000m

Nach reichhaltigem Frühstück geht es am nächsten Tag zum Vulkan Chimborazo, mit 6310m Ecuadors höchster Berg und der Punkt auf der Erde, der am weitesten vom Erdmittelpunkt entfernt liegt. Wir sind zwar keine Bergsteiger, wollen aber trotzdem ein wenig Höhenluft schnuppern, was auch logistisch gar nicht so schwierig ist. Den Sprinter lassen wir am Nationalpark-Eingang stehen und fahren dann mit dem flotten Flitzer hinauf zur ersten Schutzhütte im Schnee auf 4800m, von wo aus man die zweite Berghütte auf 5000m schon zum Greifen nah vor den Augen hat. Wir haben Glück mit dem Wetter, denn die Wolken geben nicht nur ein paar Sonnenstrahlen frei, sondern auch den Blick auf den vom Eis bedeckten Gipfel. Und so stampfen wir munter drauf los. Für die 200 Höhenmeter und nicht ganz 1000m an Strecke brauchen wir – EEEEWIG! Weit über eine Stunde schleichen und keuchen wir so vor uns hin, es ist als würde einem jemand einfach die Luft abdrehen, die Lungen werden einfach nicht voll, egal wie doll man keucht. Aber, wir schaffen es bis zur Hütte, wo es ein Tütensüppchen und einen Cocatee gibt und wir erst einmal zu Atem kommen. Nachdem wir uns einigermaßen beruhigt haben, geht es innerhalb von fünfzehn Minuten wieder bergab zum Auto, wo sich das Wetter inzwischen zu Schnee und Hagel gewandelt hat. Wir fahren noch bis Ambato, wo wir sofort eine Bleibe aufsuchen und die allgemeine Erschöpfung so groß ist, dass nicht bei allen die Kraft zum Ausgehen reicht. Nur bei Friso und Henning reicht die Energie noch zu einem Stadtbummel und finden sogar noch einen Straßengrill, der auch Cuy (=Meerschwein) anbietet, das Nationalgericht in der Andenregeion. Aber Henning hat den anderen versprochen, gemeinsam Cuy essen zu gehen und so rührt er das Stückchen, was ihm die Köchin aus Höflichkeit auf den Teller gibt, nicht einmal an- nicht ahnend, dass sich die weitere Cuy Suche mehr als schwierig erweisen würde.

Quilotoa Krater
Quilotoa Krater

Am Morgen danach sieht die Welt bei uns allen aber schon wieder anders aus. Wir wollen die „Quilotoa Runde“ fahren, vorbei an einem angeblich endlos tiefen Kratersee und unzähligen kleinen Andendörfern und das auf kurvigen engen Schotterpisten. Den Kratersee finden wir auch ohne Probleme und die Sicht ist sogar herrlich. Im lokalen Restaurant gibt es was es immer gibt (Fleish/Fisch/Huhn mit Reis und Salat, vorab ne Kartoffelsuppe), die Souvenirstände haben, was sie immer haben und dann, wie immer wechselt am frühen Nachmittag das Wetter und die Wolken fallen in den Kratersee, ein wirklich schönes Spektakel. Leider heißt dass auch dichter Nebel und die Aussichten auf der Weiterfahrt sind nicht so besonders. Wir kommen auch viel langsamer voran als gedacht und so steuern wir, eher aus der Not heraus, das Dorf Isinlivi an, wo es eine feine kleine Herberge, das Llullu Llama, geben soll.

Das Straßennetz aus unbeschilderten Schotterpisten zieht sich wie ein Spinnennetz durch die Berge und wir verfahren uns mehrmals, bevor wir schon bei Anbruch der Dunkelheit auf den Dorfplatz rollen und uns wenig später- wir können es kaum glauben- auch tatsächlich jemand die schwere alte Holztür der alten Hacienda öffnet. Ein junges Pärchen aus Belgien arbeitet gerade freiwillig hier und eine Familie aus Australien ist auch am Nachmittag erst angekommen. Schnell wird in der Küche Bescheid gegeben, dass die Portionen größer ausfallen müssen und wenig später sitzen wir gemeinsam am Esstisch. Das Essen ist einfach himmlisch, ein Moussaka-ähnlicher Auflauf, vorweg Spinatsuppe, anschließend Kuchen- wir glauben uns im Paradies. Später, auf dem Sofa vor dem heißen Ofen, beschließen wir, am folgenden Tag alle gemeinsam zum Markt im nächsten Dorf zu wandern.

Lamakopf
Lamakopf

Wieder einmal gibt es ein super hausgemachtes Frühstück und so starten wir alle gut gestärkt Richtung Markt. Die Wegbeschreibung, die wir haben, ist allerdings nicht so besonders und unterwegs stellen wir fest, dass sie eigentlich gar nicht zu gebrauchen ist. Wenigstens treffen wir hin und wieder auf Einheimische, die wir nach dem Weg fragen können und am Ende sogar eine alte Frau, die ebenfalls in Richtung Markt unterwegs ist, um Benzin zu kaufen. Diese kleine, alte kurzbeinige Frau ist allerdings so gut zu Fuß, dass wir nicht mit ihr mithalten können und nach und nach aufgeben müssen. Am weitesten kommt Friso, der sich den Rest der Strecke noch so erklären lässt, dass wir den Ort und den Markt problemlos wenn auch mit riesiger Verspätung finden- und als wir ins Dorf laufen, kommt die alte Frau uns schon wieder entgegen.... sie will sich beeilen, denn sie muss vor dem Regen zuhause sein. Wir schauen uns auf dem winzigen Markt um, wo es vom Lama (tot oder lebendig) bis zum Kochtopf so ziemlich alles gibt und genehmigen uns auf einem der Markstände eine kräftige Hühnersuppe und werden dabei zur Einheimischen-Attraktion, bevor wir den Heimweg antreten.... wir wollen schließlich auch nicht nass werden.

 

Schulkinder
Schulkinder

Der Rückweg ist zwar etwas kürzer, aber nicht weniger anstrengend, umso mehr staunen wir, als uns eine Gruppe Kinder in Schuluniformen entgegen kommt, die diese Strecke jeden Tag laufen....Auf jeden Fall kommen wir aber noch zeitig genug wieder in unserer Herberge an und beschließen nach Tee und Kaffee die Weiterfahrt. Die geht dann auch ziemlich reibungslos vonstatten und wir erreichen die Estancia Rumipumba in Salcedo, die uns wärmstens empfohlen worden war. Kurz nach dem Einchecken, aber spätestens beim Abendessen dort wird uns aber klar, dass es sich nur um eine überteuertes Möchtegern-5*- Hotel handelt. An der Rezeption nur hohle Früchte, der Kellner hat keine Ahnung, das Essen ist wie immer nur mit exotischen Namen und die Zimmer sind bestenfalls gehobener rustikaler Durchschnitt. Auch das Frühstück holt es nicht raus, denn der extra zu zahlende Obstsalat kommt aus der Dose (und das im Tropenparadies Ecuador).

...die Gegend von Banos ist superschön
...die Gegend von Banos ist superschön

Also nix wie weg Richtung Baños, was übersetzt Bäder heißt, die dem Ort den Namen gegeben haben, denn es gibt dort jede Menge heiße Quellen, die die Leute zum Baden nutzen. Einkehren tun wir im von einer Kiwi-Kombo geführten Pension, dem „Casa Verde“, was „Grünes Haus“ heißt und das ist auch das Motto. Alles ist selbst gebaut und ökologisch korrekt. Es ist z.B. das einzige Haus, welches seine Abwasser nicht einfach in den Fluss lenkt sondern vorher klärt! Das Einzige! Darüber hinaus ist es außerdem schlicht aber sehr liebevoll eingerichtet. Wir sind alle begeistert. Wir müssen zwar mit dem Sprinter auf der Straße schlafen, aber da es sich um eine kleine Sackgasse handelt, ist das auch kein Problem. Natürlich gehen wir hier baden. Sogar zweimal. Natürlich suchen wir Cuy. Sogar mehrmals. Vergeblich. Wir finden sogar welche, schon knusprig gegrillt- die aber schon an eine geschlossene Gesellschaft verkauft sind. Henning ist kurz vorm Verzweifeln.

 

die Mädels machen es vor
die Mädels machen es vor

Aber das ist nicht alles, was die Gegend zu bieten hat. Außer jeder Menge Wasserfälle und Flüsse und viel Grün beginnt hier auch das Adrenalin-Paradies Ecuadors und so kommt es, dass wir, nachdem wir alle einmal eher durch Zufall Canopy gemacht haben (in einem Gurt an einem Seil irgendeinen Abhang herunter flitzen, was ein ziemlich passives Erlebnis ist) und das Bauchkitzeln ausgeblieben ist, kurze Zeit später von der nächsten Brücke springen. Striez und Wera machen es vor und so können auch die höhenängstlichen Jungs in der Runde nicht kneifen und lassen sich ebenfalls anschäkeln. Friso gewinnt die Haltungsnote, aber Patricia übertrifft alle, indem sie noch einen drauflegt und rückwärts von der nächsthöheren Brücke fällt.... Mit dem Adrenalinschub sind wir dann auch alle zufrieden, aber der Typ, der den Laden dort schmeißt, macht uns für den nächsten Tag noch ein „Canyoning“ schmackhaft. Den Rest dieses Tages allerdings verbingen wir damit, kleine und größere Wasserfälle anzuschauen und mit so kleinen Aussichtsgondeln hin- und her zu fahren.

....feuchter Spaß!
....feuchter Spaß!

So kommt es also, dass aus uns friedlichen Normalotouris Adrenalinjunkies werden und wir an Frisos Geburtstag ziemlich früh aufstehen müssen, um zum Ort des Geschehens zu fahren, einem Flusslauf Richtung Tena. Das ist praktisch da es sowieso auf unserem Weg liegt. Mit Neopren und Gurt und Schwimmwesten und Helmen sowie herrlichen Tanzschuhen ausgerüstet, stapfen wir eine kurze Strecke bergauf, um auf den Flusslauf zu treffen, den wir uns hinunter arbeiten wollen. Und das geht so: Laufend, schwimmend, sich abseilend, springend oder gar per canopy. Es ist sehr nass, die Natur wunderschön und wir haben unseren Spaß auch wenn nicht alle fünf den fast sieben Meter hohen Wasserfall herunterspringen mögen. Das Becken sieht aber auch weit weg und vor allem sehr klein aus. So geht es mehrere Stunden lang und wir haben unseren Spaß. Und am Ende kommen dort wieder hinaus, wo auch unsere Autos stehen und dort gibt es dann noch feine Forelle vom Grill.

pieks...bzw Prost
pieks...bzw Prost

Und als wir dort gerade aufgegessen haben und aufbrechen wollen, kommen zwei Mädels vom Gesundheitsministerium mit Köfferchen bewaffnet und wollen unsere Impfausweise sehen. In Ecuador ist irgendwie ein mutierter Masern-Virus im Umlauf, an dem selbst geimpfte Kinder sterben, also neue Impfung und zwar für alle. Wir diskutieren hin und her und können es nicht so richtig glauben, ergeben uns am Ende aber unserem Impfschicksal, schließlich wollen wir ja irgendwie auch nicht diejenigen sein, die eine Seuche in der Welt verbreiten. Dann geht auch alles ziemlich schnell, wir werden alle gepiekst, die Impfpässe werden aktualisiert und wir fahren weiter.

Für heute steht noch ein Aquarium und ein Affen-Auffang-Zentrum auf dem Programm. Ersteres ist ziemlich gruselig und in schlechtem Zustand. Nur die riesigen Amazonasfische in den Aussenbecken sind beeindruckend. Aber das Affenzentrum ist der Hit. Hier werden Affen wieder für die freie Wildbahn aufgepäppelt oder auch dort behalten, (je nach Entwicklung), die man aus Privathaushalten oder vor Tierschmugglern gerettet hat. Einige dieser kleinen Wesen sind ziemlich neugierig und anhänglich und wir sind alle so beeindruckt von diesen kleinen Gesichtern und den Händen und Füßen..... Es ist unglaublich. Abends erreichen wir unsere Herberge in Tena, gehen essen (nein Cuy gibt es im Amazonasgebiet nicht) und sind alle tüchtig müde.

unsere Indianerbemalung
unsere Indianerbemalung

Am Morgen gestaltet sich die Suche nach einem Rafting Anbieter allerdings schwieriger als erwartet. Für denselben Tag will uns keiner eine Tour anbieten. Bis wir endlich ein Mädel vorm Frühstück wegholen, die Boot, Guide, Transport und Essen organisiert noch während wir uns unterhalten und eine halbe Stunde später werden wir an unserem Hotel abgeholt.

Nach einer Übungsrunde der einzelnen Befehle paddeln wir (naja, einige paddeln, die anderen tun nur so) dann den Fluss hinunter und haben tierischen Spaß. Die Stromschnellen sind genau richtig, der Mittagsimbiß auch und der kleine Ausflug in einen Canyon mit Indianerkriegbemalung auch. Wir lachen uns tot über Herzchenbenedikt und Pandahenning. Unser Guide allerdings lacht über Friso, dessen Stirnbemalung nach oben hin einfach kein Ende zu nehmen scheint ;-)

Baumriese im Amazonas Regenwald
Baumriese im Amazonas Regenwald

Zurück im Hotel gehen alle erstmal duschen, nur Wera nicht, die wird von Friso mit 39°C Fieber und Durchfall ins Krankenhaus gefahren. Nachdem wir dort gefühlte dreihundert Mal Formulare mit unseren Daten (es sind ganze Lebensläufe) ausgefüllt haben, legt man Wera endlich auch einen Tropf und beginnt mit den Tests zur Diagnose der Krankheit.... Eine gefühlte Ewigskeit später die Ergebnisse: Salmonellen und Coli-Bakterien, vermutlich vom Flusswasser, sofortige Antibiotika-Kur. Leider ist die Notaufnahme ziemlich laut, vom betrunkenen Jungspund bis hin zum röchelnden alten Mann und so machen wir uns um zwei Uhr gegen die Empfehlungen der Ärzte wieder vom Acker. Natürlich wird so am nächsten Tag nix aus der Fahrt nach Lago Agrio, wo man uns für die Jungel- Lodge abholen soll. Wir bleiben in Tena und nehmen uns sogar ein Zimmer, da sind Bett und Klo einfach näher beieinander. Unsere drei Freunde begeben sich aber wie geplant nach Lago Agrio. Am nächsten Morgen ist allerdings auch Benedikt krank und Patricia und Henning fahren alleine in den Busch. Bei Wera schlagen langsam auch die Medikamente an und da sie sich transportfähig fühlt, düsen auch wir nach Lago Agrio, um Benedikt beizustehen. Dort angekommen, besorgen wir ihm aus der Apotheke die gleichen Antibiotika. Friso überlässt die beiden kranken Hasen ihrem Schicksal und macht sich ebenfalls auf den Weg in den Jungel. Eine weitere Nacht vergeht und dann fühlen auch Benedikt und Wera sich wieder gut genug für die je zweistündige Auto- und anschließende Kanufahrt in die Siona Lodge im Cuyabeno Schutzgebiet.

...Maniok....
...Maniok....

Dort, ganz tief im grünen Urwald, fast an der columbianischen Grenze, gibt es ein paar Überraschungen. Die schlechte vorweg: Es gibt kaum Tiere. Das liegt an der Ölindustrie. Denen erlaubt man nämlich seit Jahren, im und um Naturschutzgebiet Öl zu fördern und da geht nun einmal hin und wieder was daneben. Die letzte Ölpest war 2006, die fast alles Leben in den Gewässern getötet hat und von der sich das gesamte Ökosystem erst noch erholen muss. Mit Mühe sieht man in der Dunkelheit mal einen Alligator, selbst die Vogelwelt versteckt sich gut. All die Tiere, die wir im Pantanal vom Auto aus sichten konnten, sind hier nur schwer zu finden. Aber, und jetzt kommt das Gute: Wir haben Luis, unseren Guide, der einfach jedes noch so kleine Vieh findet, zu jedem Käfer und zu jeder Pflanze eine Geschichte kennt und der uns alle mit seiner Begeisterung für den Urwald ansteckt. Patricia und Henning tauchen in den Makrokosmos ein und fotografieren allerhand Ungeziefer so überlebensgroß, dass es einem beim Ansehen der Fotos gruselt. Wir übrigen genießen einfach die Landschaft, die Baumriesen, das unendliche Grün, den Himmel, die Blitze, die Geräusche. Ein Höhepunkt ist auf jeden Fall der Besuch eines Indianerdorfes, wo zwar die Menschen nicht mehr nackig rumlaufen, die aber trotzdem ein sehr selbstbestimmtes und relativ unangepasstes Leben in eigener Verwaltung führen können. Dort gibt es leckere Maniokfladen, deren Herstellung von der Ernte des Maniok bis zum ausbacken der Fladen mitverfolgen können. Wir probieren auch Jungelwhiskey, wir wissen nicht mehr welcher vergorene Pflanzensaft das ist und Chicha, vergorener Manioksaft, aufgefüllt mit Regenwasser. Allerdings mit großer Zurückhaltung, sind doch auch die drei gesund gebliebenen nicht sonderlich scharf auf Salmonella & Ecoli. Ist aber auch nicht so schlimm, schmeckt eh nicht besonders gut.

der Schamane
der Schamane

Am selben Tag suchen wir auch noch den örtlichen Schamanen auf. Dieser ist tatsächlich traditionell gekleidet und außerdem irgendwie ein beeindruckender Mensch. Er strahlt irgendwie Ruhe und Weisheit aus und erzählt uns seine Geschichte, wie er den Schamanismus von seinem Vater gelernt hat und wie man Ayahuasca einsetzt. Das ist auch so ein vergorener Kräutersaft, der stark halluzinogen wirkt. Der Schamane trinkt es, um bei den Patienten Diagnosen zu stellen und die entsprechenden Heilkräuter zu finden. In besonderen Fällen muss auch der Patient das trinken, damit sich die Geister treffen. Das klingt nun für Menschen, die der modernen Medizin anhängen nicht besonders plausibel, aber sogar unser Guide versichert uns, es habe vor kurzem einen Franzosen gegeben, der ein halbes Jahr beim Schamanen verbrachte, um sein AIDS-Leiden zu besiegen, was auch geglückt sei. Besagter Franzose hätte es sogar geschafft, die zusammen gerührte Medizin in Pillenform zu trocknen und mit nach Frankreich zu nehmen, um dort mit der Behandlung weiterzumachen. Das habe auch nur lange (nämlich ein halbes Jahr) gedauert, weil die Krankheit neu für den Schamanen war und so die Suche nach der passenden Medizin natürlich gedauert hat und mit der Einnahme von viel Ayahuasca verbunden war. Natürlich kann er auch nicht alles heilen und mit den „modernen“ Zivilisationskrankheiten hat er auch so seine Mühe, weil die eben bei seinem Volk in den vergangenen hunderten von Jahren nie vorgekommen sind, aber auch da könne man helfen, es dauert halt nur länger. Nur bei Dengue-Fieber überweist er ans nächste Krankenhaus. Nun glaube es, wer wolle, aber wir sind trotzdem alle sehr beeindruckt.

Auch Essen und Unterkunft unserer Urwaldbehausung sind prima, wenn nicht die Badezimmer-Mitbenutzer zum einen und zwei alte Spanier im Nachbarzimmer zum anderen wären.....Einer der beiden holzt nachts den ganzen Urwald ab und raubt Wera den Schlaf- irgendwann fällt ihr aber ein, dass ja bei Benedikt im Appartment ein leeres Bett steht und so siedelt sie über. Als Luis uns am nächsten Morgen zur frühen Wanderung weckt und ihm Wera im Nachthemd begegnet, wie sie von einem Bungalow zum anderen hoppst.... was der sich wohl gedacht haben mag. Die ollen freizügegen Europäer! Sowas aber auch! Friso stichelt auch tüchtig über die nächtliche Untreue, aber Wera ist ihr Schlaf heilig und somit ihr Gewissen rein.

Die Zeit vergeht schnell und bald sind wir wieder in der Zivilisation, freuen uns, dass unsere Autos unberührt noch auf dem Hotelparkplatz stehen und steuern den größten Wasserfall Ecuadors an, „San Rafael“. Gleich daneben gibt es auch eine passende Unterkunft (mit Restaurant, allerdings kein Cuy), wo es sogar fürs Sprinterli einen Platz direkt am Gebirgsbach gibt, der auch gleich zum morgendlichen Bad genutzt wird. Der Wasserfall ist wie aus dem Bilderbuch, ein wahres Postkartenmotiv. Leider nur vom Aussichtpunkt aus zu bestaunen und so steuern wir anschließend noch einen kleineren Wasserfall zwecks Bad an. Aber auch das gestaltet sich schwierig und ist außerdem ziemlich kalt und so sind wir mittags schon auf dem Weg nach Papallacta, mal wieder warm baden- mit Aussicht auf den Vulkan.

Von dort aus geht es nach Quito, wo wir aber nicht direkt in der Stadt einkehren, sondern in Sangolqui, einem Vorort von Quito. Dort gibt es eine sehr schöne alte (aber auch sehr teure) Hacienda, wo Henning mit uns campt und Patricia und Benedikt ins großzügige Zimmer mit Kamin einziehen. Die Jungs starten noch am selben Tag zum Stadtbummel, wir Mädels aber bleiben im nahen Shoppingcenter und verquatschen den Nachmittag.

Dann bricht der letzte gemeinsame Tag in Ecuador an und wir gehen auf den Markt in Sangolqui, einem richtigen ecuadorianischem Markt, wo es vom Apfel bis zur Katze bis zum Knopf einfach alles gibt. Der Vormittag vergeht auf diese Weise super schnell, wir probieren uns durch die Obststände und testen frittierte Maisfladen, kaufen Schnick und Schnack und machen Fotos von der fröhlichen Marktbevölkerung, die alle freundlich grüßen und bereitwillig für ein Foto posieren- vom Fischverkäufer bis zum Maurer, der an einer Häuserfassade werkelt.

Schließlich lassen uns anschließend in die Cuy-Straße im Stadtviertel Selva Negra (Schwarzwald) bringen. Denn es ist Sonntag, das heißt es ist Cuy Tag und es ist Mittag und wir haben Hunger. In der angeblich besten Plastikstuhl-Imbissbude im Cuy-Himmel ist die Hölle los und die Tische sind knapp. Mit Glück erwischen wir einen Tisch, an dem fünf Personen Platz finden- und das am Logenplatz direkt vorm Flachbildfernseher (der darf hier nirgendwo fehlen, weder in der Kneipe noch beim Zollamt). Zwei Minuten später lächelt uns ein geröstetes Meerschweinchengesicht vom Kartoffelbett aus an. Wir machen Fotos, lächeln scheu und beißen schließlich rein...... und müssen sagen: Zwar hat´s nicht viel Fleisch, ist aber doch ziemlich leckeres zartes Fleisch- geschmacklich irgendwo zwischen Huhn und Schwein! Wie wir da so sitzen und an den Meerschweinchenschenkeln nagen, sind wir die Hauptattraktion im Lokal. Alles grüßt und lacht und will wissen, ob wir es mögen. Hierher verirrt sich wohl selten ein Tourist. Das finden wir gut und deuten es dann als Qualitätsmerkmal. Kaum haben wir aufgegessen, drängt man uns die Rechnung auf und die nächsten Gäste stehen schon nervös wippend hinter uns. Was für eine Hektik im von Rauch, Musik und Fernsehgeplapper gefluteten Raum!!! Über hundert Meerschweine gehen so an einem Sonntag durch. Satt und glücklich müssen wir erst einmal zurück zur Hacienda, Siesta machen, bevor wir einen gemeinsamen Bummel durch Quito machen können

Quito ist schön, viel schöner als gedacht und der Bummel durch die Altstadt verläuft ohne weitere Zwischenfälle, wir werden weder überfallen noch mit Kacke beworfen- wie wir es von vielen anderen Reisenden berichtet bekommen hatten. Leider sind auch die hier die meisten Sehenswürdigkeiten Sonntags geschlossen, also bleibt es tatsächlich nur beim Stadtbummel. Zurück auf unserer Hacienda in Sangolqui essen wir nur noch eine Kleinigkeit und treffen uns dann, nach dem großen Kofferpacken zu einer Caipirinha am Kamin, um den letzten Abend und somit die vergangenen vier Wochen zu begießen. Fazit: Schön War´s und viel zu schnell vorbei!

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